Spirit Adrift - Curse Of Conception

Review

Mit ihrem letzten Album “Divided By Darkness” (2019) konnten sich die Arizona-Doomer SPIRIT ADRIFT sowohl den Respekt vieler Genre-Fans als auch einen zunehmend markanteren Bandsound erspielen. Viele gute Eigenschaften des Albums sind bereits auf dem Zweitwerk “Curse Of Conception” von 2017 enthalten. Wenngleich weniger imposant als auf dem 2019er-Werk, kann man der Band beachtliche Entwicklungsschritte seit dem noch etwas unauffälligen Debüt “Chained To Oblivion” nicht absprechen.

Mit “Curse Of Conception” beweisen SPIRIT ADRIFT ein Händchen für starke Ideen

SPIRIT ADRIFT gehen als der ungeschicktere kleine Bruder von KHEMMIS durch. Das heißt, melodische Twin Leads aus dem klassischen Heavy Metal treffen vorwiegend auf tiefe, langsame und fuzzige Doom-Riffs mit gelegentlicher Tendenz zum Stoner und werden von klarem klagenden Gesang abgerundet.

Die Stärke von “Curse Of Conception” liegt in der Ideenvielfalt und im Wiedererkennungswert der einzelnen Songs. So begeistern “Earthbound” und der Titelsong gleich zu Beginn mit schlüssigen Hooks. Erfreulicherweise haben die Herren ebenso verstanden, dass es mehr als nur ein Grundtempo gibt, um langsamen Heavy Metal zu spielen. Das lässt den Hörgenuss abwechslungsreicher Arrangements von Songs wie “To Fly On Broken Wings” oder “Spectral Savior” sehr hoch ausfallen.

SPIRIT ADRIFT müssen sich Kritik auf hohem Niveau gefallen lassen

Die unfassbare Erhabenheit ähnlich gelagerter Bands wie KHEMMIS oder PALLBEARER erreichen SPIRIT ADRIFT auf “Curse Of Conception” noch nicht. Dafür sind vor allem zwei Dinge verantwortlich. Erstens ist der Gesamtsound für ein Doom-Metal-Album unpassend kühl und höhenlastig und vergleichbar mit dem sonst ziemlich unfehlbaren “Watching From A Distance”-Klassiker von WARNING.

An den öligen und nicht immer treffsicheren Vocals von Mainman Nate Garrett (ex-GATECREEPER) dürften sich allerdings die meisten Geister scheiden. Dessen häufig an MASTODON und YOB erinnernden Vocals folgen zwar schlüssig komponierten Melodien, beginnen aber nach einigen Songs zu nerven. In “To Fly On Broken Wings” gibt es beispielsweise Stellen, an denen sie so deutlich den vermutlich gemeinten Ton verfehlen, dass man sich ernsthaft fragt, warum sich Garrett hier keinen zweiten Take gönnte. Im Übrigen ist die instrumentale Darbietung vollkommen überzeugend und professionell, sodass die qualitativen Differenzen zwischen Instrumenten und Gesang einen erheblichen Stilbruch darstellen.

Status “Underground-Juwel” auf alle Fälle erreicht

Da auf dem Album grundsolide Doom-Kost mit lediglich kleineren Mängeln serviert wird, lohnt sich eine Beschäftigung mit “Curse Of Conception” vor allem für all diejenigen, die sich nicht immer nur A-Klassiker von CANDLEMASS und Co. ins Regal stellen, sondern die Sammlung lieber mal mit der Sorte Alben würzen, die sich über einen längeren Zeitraum als Geheimtipp etablieren können. Wer ohnehin das etwas stärkere jüngste Werk “Divided By Darkness” richtig gut fand, wird auch an “Curse Of Conception” viel miesepetrige Freude haben. Bisher bewiesen SPIRIT ADRIFT mit jedem Album Willen zur Weiterentwicklung und haben großes Potenzial, noch die eine oder andere (weitere) Perle zu veröffentlichen.

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05.05.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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