Es ist leider immer etwas schwierig, sich ein umfassendes und auch gerechtes Bild von einer Band zu machen, von der man gerade mal zwei Songs kennt. Wenn diese einem dann eigentlich auch ganz gut gefallen, was bei SPELLSINGER ohne Zweifel zutrifft, dann hat man es besonders schwer. Denn ich kann natürlich auf dieser quantitativ gering fundierten Grundlage nicht ausloten, wie gut es die Band „auf Dauer gesehen“ wirklich draufhat. Kann ja gut sein, daß die beiden für die Promo des Albums „Embryonic Puppet Show“ ausgewählten Tracks absolute Ausnahmenummern für die Power-Metaller darstellen. Vielleicht sind es auch ihre schlechtesten Tracks, obwohl ich das für eine unkluge Veröffentlichungsstrategie halten würde! Aber sei es drum, ich kann mich eh nur auf das vorliegende Material beziehen. Zu meiner Schande muß ich nämlich gestehen, daß ich keines der Vorgängeralben der süddeutschen Power-Metaller kenne. Und das bereue ich im Moment, wo ich dieses Review schreibe! Denn die Tracks „Reach Out For My Hand“ und „Rebirth“ haben, zumindest im Ansatz, so ziemlich alles, was das Power-Metaller-Herz begehrt. Getragene und erhabene Melodiebögen, griffige Riffs und viel Gespür für Atmosphäre und Dramatik. Verfeinert wird dieses Gesamtkonstrukt durch das melodische und ohrschmeichelnde Organ von Frontmann Charly Gak, der zwar nicht die Stimme des Jahrhunderts besitzt, aber mit seiner soliden Arbeit den Songs genau die richtige Bodenhaftung und Erdigkeit verleiht, die das „Album“ so gefällig im Abgang machen. Da sucht man vergebens nach „eunuchigen“ Anwandlungen, statt dessen bekommt man wohl dosierte Stimmkost, mal eher mystisch und verspielt, mal aggressiver, aber immer sehr gut zum musikalischen Umfeld passend. Fazit: Zwei sehr schön geschriebene und umgesetzte Songs, die Lust auf mehr machen. Checkt diese Band deshalb unbedingt an, wenn ihr auf Combos wie LOST HORIZON, BLIND GUARDIAN oder DARK AT DAWN abfahrt und zudem SPELLSINGER noch nicht kennen solltet, wie meine ignorante Wenigkeit.