Spellgate - Exodus

Review

Mädchenmetal. Der Begriff kam zuletzt im Review der neuen Nightwish vor, und obwohl er eigentlich zum Unwort des Jahres gekürt werden müsste, hätte ich ihn auch fast als Fazit dieser Rezension benutzt. Glücklicherweise konnte ich mich in dieser Hinsicht umentscheiden; für eine Einleitung reicht es aber allemal.
Also – welche Band verbirgt sich hinter Spellgate? Gute Frage, denn ‚Band‘ ist in dieser Hinsicht vielleicht das falsche Wort. Hinter dem Pseudonym verbergen sich die beiden Solokünstler ‚Darynland‘ und ‚Dosashlia Trevni‘, die einem alten Metalhasen aber wohl nichts sagen müssten. Genau da liegt nämlich das Problem dieser Scheibe: Mit Metal hat ‚Exodus‘ sehr wenig zu tun. Gitarre und Schlagzeug wurden auf ein Minimum reduziert und dienen nur in einigen Songs als in die letzte Reihe produzierte Hintergrundberieselung. Im Vordergrund steht eindeutig der Keyboardbereich der mit dichten Soundteppichen die klare und wirklich gute Frauenstimme von Dosashlia unterstützt und zwischenzeitlich noch Rückendeckung von wabernden Chören geboten bekommt.
Eigentlich müsste ich dieses Review jetzt hier beenden, doch glücklicherweise finden auch Keyboardbands bei metal.de (Deutschlands einzig wahrer Metalredaktion) Zuflucht. Glück für Spellgate und Glück für mich – denn was das Zweipersonenteam hier abliefert ist beileibe nicht schlecht.
Zwar dauert es eine Zeit bis man sich in den mehrfach überlagerten Keyboardlinien und dem komplizierten Songaufbau (der obendrein noch mit einer dichten Fantasystory bestückt ist) zurecht gefunden hat, aber spätestens dann macht Exodus richtig Spaß. Dynamik, Vielschichtigkeit und Abwechslungsreichtum kombiniert mit einer ansprechenden Anzahl Ohrwürmern; so stell ich mir eine gute Platte vor! Zwischendurch angenehm folkig und tanzbar (bestes Beispiel: Das absolut famose ‚Najaeti Star‘), an anderer Stelle wiederum sehr atmosphärisch. Leider ist mir das abschließende 10 Minuten Epos ‚Steel, Flame and Glory‘ (bitte keine Kommentare zu diesem Titel – die Texte sind WIRKLICH anspruchsvoll…) zu tranig und langweilig, aber ansonsten kann jeder Song auf seine eigene Art und Weise überzeugen.
Also gut – gebt Spellgate eine faire Chance und hört mal rein; was hier zelebriert wird kann für jeden Fantasyfan ein Festmahl sein. Abgesehen davon ist die schicke Digipack-Aufmachung für eine Undergroundplatte wirklich erstklassig, und wenn man bedenkt dass Darynland das Cover selbst gezeichnet hat muss man wirklich Respekt aussprechen. Daumen hoch!

24.08.2004
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