SPEEDWHORE waren ganz schön lange an der Tanke um neues Bier zu holen. Acht Jahre liegen zwischen dem letzten Album „The Future Is Now“ und der neuen Platte „Visions Of A Parallel World.“ Dazwischen gab es einige EPs und Singles, einen Umzug von München nach Berlin und ein komplett neues Lineup, in dem sich nur noch Frontmann Tim Kuntze an die altvorderen Tage erinnert.
Vom Stil her hat sich gar nicht so viel verändert. Düsterer Black-Speed-Thrash-In-Die-Fresse-Metal poltert kompromisslos und ruppig aus den Boxen, bis diese um Gnade betteln. Was das Songwriting angeht, haben SPEEDWHORE sich jedoch deutlich verbessert.
SPEEDWHORE lassen eure Boxen um Gnade betteln
Der Opener „Matriarch“ ist bereits ein solides Krachgewitter, das gut auf den weiteren Verlauf des Albums einstimmt. Doch in Songs wie „Lion’s Gate“ und „Hologram“ schimmert traditioneller Heavy Metal durch, der den Sound weitere Facetten verleiht. Dies steigert sich in den Tracks „Golgotha“ und „Heir To The Ruby Throne“ die mit einem treibenden Groove und abwechslungsreichen Arrangements beeindrucken. Der titelgebende Rausschmeißer ist dagegen von chaotischer Rohheit geprägt.
Frontsänger Tim keift, schreit und röchelt teuflisch, kann aber auch ein paar Midtempo-Männerchöre leiten. Das Schlagzeug prügelt ohne Unterlass auf die Gehörgänge ein und erzeugt dabei ein sauber akzentuiertes BPM-Gewitter, dem Gitarre und Bass pfeilschnell folgen. Melodische Parts und Soli werden quasi im Vorbeigehen, aber doch treffsicher abgefeuert. Die Saiteninstrumente klingen im finalen Mix zwar etwas matschig, was aber angesichts der wilden Stimmung auf „Visions Of A Parallel World“ ganz und gar nicht stört.
„Visions Of A Parallel World“ klingt lärmend bis melodisch
Denn SPEEDWHORE wollen chaotisch sein und bekommen das auch sehr gut hin. Fieser als BEWITCHER und noch unvorhersehbarer als DEATHHAMMER schlägt die Band immer dann zu, wenn man es nicht erwartet. Der dynamische Sound, der den Gitarren einen leicht verwehten BATHORY-Touch gibt, trägt zu der düsteren und gefährlichen Atmosphäre des Albums bei.
Auch wenn das Quartett manchmal über das Ziel hinausdrischt, ist „Visions of a Parallel World“ eine bemerkenswerte Weiterentwicklung im Vergleich zum gradlinigen Debütalbum. SPEEDWHORE präsentieren lärmenden bis melodischen Black-Speed-Metal mit einigen interessanten Nuancen, die Abwechslung in die Playlists der Genrefans bringen. So kann es gerne noch mindestens acht Jahre weitergehen.
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