Spectral Wound - Songs Of Blood And Mire

Review

Drei Jahre nach dem kongenialen Totalabriss „A Diabolic Thirst“ melden sich SPECTRAL WOUND mit „Songs Of Blood And Mire“ zurück. Auf ihrem vierten Album pfeift die Truppe aus Québec erwartungsgemäß wieder auf jegliche Innovation und ergeht sich stattdessen in so melodischem wie räudigem 90er-Black-Metal, der seine Einflüsse unverhohlen aus Norwegen, Schweden und Finnland importiert. Die Texte werden dabei entgegen heimatlicher Gepflogenheiten nach wie vor auf Englisch herausgekotzt, die Songtitel sind Black Metal am Anschlag und das Artwork ist ebenfalls wieder herrlich kultig geraten.

SPECTRAL WOUND machen keinen Hehl aus ihren Einflüssen

So stimmig wie die Verpackung ist auch die Musik, denn SPECTRAL WOUND setzten weiterhin auf das bewährte Rezept aus rasantem Geknüppel gespickt mit jeder Menge Tremolo und eisigen Melodien, die bei aller Ruppigkeit für epische Momente sorgen. Der Sound mag nicht ganz so klirrend kalt wie beim Vorgänger geraten sein, es fröstelt aber schon noch ganz ordentlich. Überzogen ist das Ganze mit einem großzügigen Schmutzfilm, der dem über weite Strecken im gehobenen Tempo verorteten Material eine punkige Note verleiht.

Bei „Fevers And Suffering“ und „At Wine-Dark Midnight In Mouldering Halls“ überschlagen sich dann auch sogleich rasende Blasts, rasiermesserscharfe Gitarrenläufe und frostige Leads mit dem vollkommen enthemmten Gekreische von Frontschreihals Jonah, dass es eine höllische Freude ist. „Aristocratic Suicidal Black Metal“ nimmt dann erstmals den Fuß ein wenig vom Gas und überrascht mit einem rockigen Beat, der in diesem Kontext schon fast als tanzbar bezeichnet werden könnte und den Punk-Einfluss von SPECTRAL WOUND nochmal fett unterstreicht.

Danach geht es mit „The Horn Marauding“ zwar wieder flotter, dabei jedoch atmosphärisch und sehr melodiebetont zur Sache, bevor die Kanadier mit „Less And Less Human, O Savage Spirit“ wieder völlig frei drehen. „A Coin Upon The Tongue“ glänzt mehr noch als das restliche Material mit schaurigen Leadgitarren, die beim epischen Schlussteil tief in den klassischen Heavy Metal hineinreichen und „Twelve Moons In Hell“ setzt schließlich als rabiater Rundumschlag ein dickes Ausrufezeichen unter ein Album, mit dem SPECTRAL WOUND bei Oldschool-Schwarzwurzlern wieder offene Türen einrennen dürften.

Spielfreude schlägt Innovation

Besonders originell ist die Musik auf „Songs Of Blood And Mire“ wie gesagt nicht, das dürfte allerdings durchaus so gewollt sein und der Mangel an Eigenständigkeit wird durch jede Menge Spielfreude, unbändige Energie und starkes Songwriting aufgewogen. Ein Überhit wie „Frigid And Spellbound“ fehlt zwar diesmal, dennoch macht die Platte einfach unglaublich Bock.

 

16.08.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

Exit mobile version