Special Providence - Will

Review

SPECIAL PROVIDENCE wollen! Wie der Titel ihres fünften Albums „Will“ unmissverständlich klar macht. Wer will ebenfalls? Auf dem Programm steht instrumentaler, jazziger Prog Met-

HAAAAAAAALT! HIERGEBLIEBEN!

Der Stoff ist gut! Hörenswert selbst für all jene, die allein beim Gedanken an solche Musik Ausschlag bekommen. Also keine falsche Scheu und ruhig mal einen Blick respektive Hör riskieren.

Mit Kopf und Herz ins Getümmel

Das Quartett aus Budapest hat Bock auf Frickel-Metal, der all die gängigen Referenzen zulässt – ANIMALS AS LEADERS, POMEGRANATE TIGER, SCALE THE SUMMIT, um nur ein paar zu nennen. Und aus der Ferne betrachtet sind die Ähnlichkeiten natürlich nicht von der Hand zu weisen. Doch was SPECIAL PROVIDENCE im Allgemeinen und „Will“ im besonderen gerade für die sanfteren Gemüter so attraktiv macht, ist die im Vergleich zu den eben genannten Vertretern instrumentaler Frickelkost gute Hörbarkeit. Wenn die Ungarn hier irgendjemanden vor den Kopf stoßen, dann eher die Fraktion, der es gar nicht verrückt und vertrackt genug sein kann. Denn dieser Kurs in Richtung Eingängigkeit hat sich bereits beim Vorgänger „Essence Of Change“ abgezeichnet. Trotz dem charakteristischen, djenty Gefrickel stand hier immer der Song im Vordergrund. Natürlich kam dieser selten ohne jazzigen Charakter aus,  der sich dann und wann auch immer mal in den Vordergrund gedrängt hat. Das geschah zugegebenermaßen nicht immer ganz reibungsfrei und ungezwungen.

Doch wagen SPECIAL PROVIDENCE mit „Will“ nun den nächsten Schritt und öffnen ihren Sound noch ein Stück weiter. Er ist noch zugänglicher geworden und insgesamt deutlich aufgeräumter unterwegs. Die Fusion von Jazz und Metal hat ein paar enorme Fortschritte gemacht im Sound von SPECIAL PROVIDENCE. Beide greifen deutlich souveräner ineinander als noch zuvor, was die Songs homogener klingen lässt. Doch das ist nicht der einzige Unterschied zum Vorgänger. Zwar haben Gitarrist Márton Kertész und Keyboarder Zsolt Kaltenecker nach wie vor das melodische Zepter in der Hand und lassen entsprechend virtuos die Finger über ihre Instrumente flitzen. Entsprechend bleibt der prägnante Jazz-Einschlag natürlich weiterhin präsent. Doch die heimlichen Stars der Platte sind tatsächlich die Grooves, die deutlich in den Vordergrund gerückt worden sind. Die sorgen dafür, dass die neuen Songs einfach nur wahnsinnig geschmeidig ins Ohr gehen und das bei allen Intensitäten, mit denen die Tracks daher kommen. Selbst „Irrelevant Connotaions“, dessen polyrhythmische Konstruktion ansatzweise auch mal PANZERBALLET-Luft schnuppert, bleibt dank bodenständiger Grooves und atmosphärischer Verschnaufpausen fast durchgehend eingängig.

SPECIAL PROVIDENCE schmeicheln den Ohren

Die Band führt ihre Hörer sanft in das Geschehen ein mit „Akshaya Tritiya“, dessen Intensität erst nach und nach hochgeschraubt wird. Hier jonglieren die Budapester progressive Ausbrüche mit fantasievollen Melodien und sogar ein paar funkigen Einschüben. Dem Hörer bleibt dabei genug Luft, um sich im kontrollierten Umfeld an den Sound zu gewöhnen. Im Titeltrack sorgen mal perlende, mal richtig cheesy aufspielende Synthesizer für einige Gänsehautmomente, während die Groove-Maschinerie um Schlagzeuger Adam Markó und Bassist Attila Fehérvári kräftig Dampf macht und den Song vorantreibt. „The Rainmaker“ misst letzterem etwas mehr Bedeutung zu, der sich dann auch mit einem schönen Fretless-Solo bedankt. „Mos Eisley“ ist der wohl lebhafteste Track der Platte. Zwar ohne offenkundige Star Wars-Huldigung, kommt der Song mit jublierendem Klavier daher wie schon „Northern Lights“ vom Vorgänger. Nur läuft das hier dem Trend des neuen Albums folgend etwas geschmeidiger und deutlich aufgeräumter ab. Bei „The Ancient Cosmic Bubble“ sind die Grooves schließlich am intensivsten und schwersten. It djents. Der gesamte Song geht in Mark und Bein und balanciert düster atmosphärische Momente mit verträumten Melodien.

Keine Frage, SPECIAL PROVIDENCE sind weitaus weniger vertrackt und heavy unterwegs als die Konkurrenz, was nicht jedem Tech-Fan gefallen wird. Die Band rückt mit „Will“ ein Stück weit weg vom Frickelolymp, doch das geschieht im Interesse des Hörvergnügens. Das deutlich aufgeräumtere Songwriting steht den neuen Songs hervorragend.  Und dank des warmen Sounds klingt die Platte wie ein progressives Sahnetörtchen. Wie gesagt, SPECIAL PROVIDENCE wollen. Ich auch. Wer noch?

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05.11.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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