Man möchte SOURVEIN-Frontmann T-Roy zweimal auf die Schulter klopfen – empathisch angesichts seiner gebeutelten Biografie, und anerkennend für die Tracks „Aquanaut“, „Urchins“ und „Bermuda Sundown“, die auf dem neuen Album „Aquatic Occult“ zu finden sind. Seit mehr als 20 Jahren bestehen SOURVEIN und sind nach zahlreichen Splits, EPs, Singles und Alben zwischen Tür und Angel nun mit „Aquatic Occult“ in den Hafen von Metal Blade Records geschippert. Und schwer ist er, dieser Kahn: Die Bezeichnung „Southern Doom“ beschreibt die tiefe, rohe, zäh wabernde Masse ziemlich treffend.
Der Opener „Tempest“ gleicht einer tristen, unaufhaltsamen Marschmusik, deren bedrückende Stimmung vom folgenden „Avian Dawn“ zügig abgelöst wird, das allerdings nicht wirklich einen Eindruck – in welche Richtung auch immer – hinterlässt. Anders „Ocypuss“: Irgendwie schrullig, aber gut. Der Text wird gesprochen, in Gruppen oder einzeln gebrüllt an den Mann gebracht. Derartige Abwechslung haben vorangegangene Veröffentlichungen SOURVEINs noch vermissen lassen. Ähnlich wunderlich hört sich auch „Meremaids“ an. Überhaupt, durch die zahlreichen, aber kurzen Tracks wirkt „Aquatic Occult“ wie eine Sammlung von (Seemanns?)Geschichten.
Auch stark: „Aquanaut“ geht mit wenig Schnörkeln, dafür viel Nachdruck ins Ohr und bleibt auch dort. Noch stärker: In „Urchins“ ist der Kontrast zwischen dem tiefen, drückenden Mantra der Rhythmusgruppe und dem unpolierten Output der Leadgitarre eigentlich schon dickes Brett genug. Obendrauf passt T-Roys Gesang wie A… auf Eimer. Schönes Ding. Das letzte Drittel hält mit „Coral Bones“ noch ein ähnliches Schmuckstück bereit. Und dass es auch ohne monströse Riffs geht, zeigt das schummrig-schöne „Bermuda Sundown“. Dazwischen gibt es nicht wirklich Schlechtes zu hören, jedoch geht es genretypisch bisweilen etwas unstringent zur Sache. Das dürfte Kenner aber nicht abschrecken. Damit sollte sich „Aquatic Occult“ jeder anhören, der es mag, wenn es matscht und bratzelt.
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