Soundcrawler - The Dead-End Host

Review

Gibt es ein südfranzösisches Département, das mittlerweile so nachhaltig von Saharasand heimgesucht wurde, dass es aussieht wie der Wüstenplanet Dune und als Cover für die aktuelle Staubpressung der Stoner-Rocker von SOUNDCRAWLER dienen darf? Vermutlich nicht, aber Stoner ist man ja bekanntlich im Kopf und von Périgueux sind es auch nur noch 100 Kilometer bis Bordeaux und von da ist die spanische Grenze nicht mehr fern und Spanien hat zumindest in meiner Vorstellung in Richtung Inland etwas Wüstenrockpotential. Wie auch immer, SOUNDCRAWLER haben „Blues for the Red Sun“ und „Welcome to Sky Valley“ zweifelsfrei inhaliert und auf „The Dead-End Host“ mit den Zutaten aus dem hauseigenen Sandkasten so weit verfeinert, dass man über Erwartungshaltungen in Punkto Herkunft hier wirklich nicht reden sollte. Karl May hat ja auch die besten Indianer-Geschichten geschrieben, bevor er jemals in Buffalo war.

„The Dead-End Host“ ist laut Rückseite in zwei Parts aufgeteilt – deren signifikanter Unterschied allerdings zumindest musikalisch nicht ganz klar wird. Der Opener „Raiders“ geistert bereits mit einem schicken Video versehen durchs Internet. Zu Recht, denn hier werden gekonnt ein starker Refrain, treibendes „War Machine“-Riffing, ein experimentelles Break und tonnenschwere Doom-Elemente verknüpft. „Burning Scales“ kokettiert mit der düsteren Grunge-Spielart, mit der etwa SOUNDGARDEN schon in „4th of July“ experimentierten. Rémy Pocquet klingt stellenweise sowieso ein bisschen nach Chris Cornell. Schon im nächsten Song bewegt er sich aber wieder in gepressten John-Garcia-Gefilden – dahinter dudelt eine durch Phaser-Effekte (und ein Slide?) bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Leadgitarre. 

„The Dead-End Host“ überzeugt in erster Linie dadurch, dass es sich nicht sklavisch an jene, von den Urvätern abgesteckten Genregrenzen hält. Das Psychedelische, Verträumte und Cleane findet sich nicht nur in Form altbekannter, ein- bis zweiminütiger Auflockerungsintermezzi wieder, sondern ist elementarer Bestandteil von Songs wie „Long Coma Slow“ und „Souls From the Trash“. Ein weiterer Pluspunkt des Albums liegt darin, dass SOUNDCRAWLER sich nicht in, der vermeintlichen Atmosphäre geschuldeter, prätentiöser Überlänge verlieren. Abwechslung wird groß geschrieben und kein Riff bis ins Unendliche ausgereizt. Ein Urproblem des Stoner-Rock auf Platte wird damit umgangen. Eine starke Platte, die die 90er-Hochphase des Genres zwar atmet, aber viel Eigenes beizusteuern weiß und auch oder gerade wegen ihres deutlichen Grunge-Touches atmosphärisch überzeugen kann.

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15.07.2015

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