Soulfly - Prophecy

Review

Galerie mit 10 Bildern: Soulfly - Rockharz Open Air 2015

Was hat man von SOULFLYs mittlerweile viertem Album zu erwarten? Irgendwie alles…oder auch gar nichts. Max feuerte kürzlich erst seine komplette Mannschaft. Aber fällt dies wirklich ins Gewicht? Ein richtiges Bandgefüge gab es bei SOULFLY doch noch nie. Trotzdem ist beachtlich, mit welcher Schnelligkeit Herr Cavalera mit Unterstützung seiner Frau Gloria mehr als namhaften Ersatz aus dem (Zucker-)Hut gezaubert hat: Marc Rizzo, seines Zeichens ex-ILL NINO-Klampfer, erweitert den Sound der Seelenfliege mit wunderhübschen Flamenco-Spielereien („Porrada“), während sich hinter dem Schlagzeug wieder Joe Nunez niedergelassen hat, der schon „Primitive“ Kessel-technisch veredelte. Doch dem nicht genug, konnte Max für fünf Tracks ex-MEGADETH-Viersaiter Dave Ellefson an den Bass holen. Ein guter Griff, wie z.B. das bärenstarke HELMET-Cover „In The Meantime“ zeigt. Aber kommen wir jetzt mal zum Kern des Ganzen, zur Musik: Die Konstanten im SOULFLY-Gefüge sind auch auf Album Nr. 4 geblieben. Mit „Soulfly IV“ hat Max seine Instrumentalreihe erneut steigern können, und Asha Rabouin (bekannt von „Fly High“ und „Tree Of Pain“) hat beim sehr zerbrechlich wirkenden „Wings“ ihren dritten glanzvollen Gastauftritt. Darüber hinaus sprudelt „Prophecy“ wie gewohnt vor Spiritualität (erneute Gotteswidmung, Löwe von Juda auf dem Cover, Lyrics) nur so über. Und auch die Experimentierfreudigkeit eines Herrn Cavalera ist geblieben. Allerdings lehnt er sich diesmal mit seinem weltmusikalischen Anspruch etwas weit aus dem Fenster. Ist das mit der serbischen Band EYESBURN in Angriff genommene Reaggae-meets-Metal-Experiment „Moses“ noch als Highlight und uneingeschränkt funktionstüchtig zu werten, rollen sich einem hingegen beim Blechblasmusik-Outro zu „Wings“ namens „March On River Drina“ dezent die Fußnägel hoch. Nichts gegen die Offenheit und die Auf-zu-neuen-Ufern-Einstellung von Max, ganz im Gegenteil, ohne sie würde SOULFLY nicht funktionieren, aber in diesem Fall passt es einfach nicht ins Gesamtbild. Der eigentliche Grund, warum mir „Prophecy“ jedoch nicht so gut munden will wie seine Vorgänger, ist die Tatsache, dass Max während der Metal-lastigen Parts etwas schwächelt. Mit dem Titeltrack, „Living Sacrifice“, „Execution Style“, „Defeat U“ und „Mars“ hat er zwar das härteste und SEPULTURA-nächste Eröffnungsquintett der Bandgeschichte am Start, erreicht aber nie das Level von Brechern wie „Eye For An Eye“, „Back To The Primitive“, „Bring It“, „Enterfaith“ oder „L.O.T.M.“. So sind es doch die abgefahrenen Experimente, die dieses Album „retten“. Ohne „Moses“, die zwischen metallischer Eruption und zarter Schüchternheit wechselnde Jam-Session „I Believe“ oder das stimmungsvolle „Soulfly IV“ wäre „Prophecy“ nicht mehr als ein solider Versuch, nach „Roots“ das Ende des SEPULTURA-Fadens wieder aufzugreifen. P.S.: Das schmucke Digipack kommt übrigens zusätzlich noch mit sechs leckeren Live-Bonus-Tracks daher.

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6 Kommentare zu Soulfly - Prophecy

  1. nihil77 sagt:

    Die meisten Veröffentlichungen der letzten Jahre haben sich in eine Sackgasse bewegt, der Mut zu "neuen Ufern" wird entweder zu konfus (man nehme die letzte Vintersorg) oder überhaupt nicht mehr gegangen. Eigentlich dachte ich schon, mich kann nichts mehr überraschen…aber hoppla, was Mister Cavalera hier verzapft hat, ist erste Sahne! Ich habe keines der ersten drei Alben wirklich gemocht, aber diesmal… Bis auf den letzten Song "Wings" (etwas überflüssig, deshalb auch nur ’ne fette 9)passt hier ein Rädchen ins andere, ohne das die Eigentümlickeit der Songs verloren ginge. Die härteren Songs, die etwas weniger überraschen, an den Anfang gesetzt, wechselt Soulfly rechzeitig auf die experimentelle Schiene, bevor der Hörer auch nur einen Gedanken an Langeweile verschwenden könnte! Der Einzige der hier übrigens "schwächelte" war obiger Rezensent, zumindest bei diesbezüglicher Aussage und Benotung… Ach shit, da ich keine 9,5 geben kann, im Zweifel für den Angeklagten: 10 Punkte !!

    10/10
  2. dorgard sagt:

    Das was von Sepultura übrig ist wurde mittlerweile längst von Soulfly überholt. Diese allerdings von einem einstigen ungarischen Plagiat names Ektomorf. Wer ab Chaos A.D. jede Scheibe von Max Cavalera vergöttert, wird aber auch mit Prophecy seine Freude haben, zumal der Sound neben den üblichen Worldmusic-Einsprengsel wieder dezent thrashiger geworden ist.

    7/10
  3. hyphistos sagt:

    Gerade die Instrumentalpassagen machen das Album in meinen Augen unhörbar. Wenn ich ne Metal-Scheibe ins Gerät leg, will ich auch Metal hörn, und kein Reggea. Hach wie herrlich warn die Sepultura zeiten…

    5/10
  4. Anonymous sagt:

    Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Ich hab zwar an anderer Stelle gesagt, dass "Prophecy" ein tolles Album sei, aber da hatte ich auch noch den zweiten Teil nicht gehört. Da geht es auch mir mit den Folk-Einflüssen etwas weit, muss ich sagen. Das ist nicht mehr das Soulfly, das ich auf "3" und "Primitive" so geil fand. Max sollte das schleunigst wieder zurückfahren. Natürlich hat das Album auch die gewohnten Soulfly-Kracher und es mag ja sein, dass man sich etwas weiterentwickeln will, aber davon war ich nie ein großer Freund und so wie es passiert ist, ist es nicht optimal. An für sich müsste ich das Album zweigeteilt bewerten. Dann würde ich die Songs, die man von Soulfly kennt in den einen Teil packen und den mit 10 Punkten bewerten und die anderen eher mit 5 Punkten. Von den letzteren sind mir zu viele da, daher hab ich mich für die 7 entschieden.

    7/10
  5. sascha sagt:

    DAs ist die beste der Soulfy-Scheiben. Einfach gehalten, aber zwischendurch auch mal gute Solis!
    Und die Tribal/Reggae/Instrumental-Sachen passen sehr wohl sehr gut zu Soulfly! und die texte haben auch ne message (wenn auch textlich
    so punk rock richtung).
    Nur Wings ist absolut Überflüssig!

    9/10
  6. kristian sagt:

    Hmm was soll man über Prophecy sagen!? Es ist voller Ideen, voller Melodien, voller Aggressivität – doch irgenwie wirkt das ganze Paket zu platzen, vor Fülle. Keines der Lieder ist schlecht, alle sind gut – doch ein klares Super-Lied kristallisiert sich aus dem Brei nicht heraus. Ein richtiger Ohrwurm bleibt nicht hängen. Ein Paar Riffs können wahrlich überzeuge, sind im nächsten Moment aber wieder verwischt. Viel Potenzial verspielt!!!

    7/10