Soulfly - Archangel

Review

Galerie mit 10 Bildern: Soulfly - Rockharz Open Air 2015

Mach doch mal die Scheißmusik leise ist ein Satz, der im Hause Cavalera eher selten bis nie fallen dürfte. We Sold Our Soul To Metal, da ist sich die Sippschaft einig, und schon der bereits bekannte Opener entwickelt sich durch seine punkig-rotzige Eingängigkeit zur Hymne des Jahres. Nachdem die Platte im Kasten war, wechselte Tony Campos zu FEAR FACTORY. Nun zupft Igor Jr. live die dicken Saiten bei SOULFLY, womit die Cavaleras mit drei von vier Kerls eindeutig in der Überzahl sind. Es gibt wirklich Schlimmeres. Selbst als große Sympathisantin von SOULFLY haut mich das Ergebnis Archangel um, solch eine Steigerung zu Savages war nun wirklich nicht zu erwarten. Das Produkt bleibt 100% SOULFLY und trotzdem umgibt Album Nummer zehn eine andere Aura, es ist nachhaltiger und klingt in gewisser Weise tiefsinniger.

Dass Max Cavalera dank seiner Mutter schon frühkindlich spirituelle Erfahrungen machen durfte, ist nichts Neues und kommt SOULFLY generell, aber Archangel im Speziellen, zugute. Shamash drückt den Hörer an die Wand, schafft mehrere Ebenen und überzeugt durch seine Wucht. Düster, beklemmend und mystisch klingen die Interludes, (dis)harmonieren wunderbar mit den tiefschwarzen Riffs. Der stramme Max schmiert uns wieder ordentlich dick aufs Brot! Riffs sind des Papas Stärke, das kann er einfach und mit dem aktuellen Album wird besonders tief in die Riffkiste gegriffen. Über lange Distanzen zehren die Songs ausschließend von der urigen Riffgewalt und dem primitiven, aber wirksamen, Arrangements (Titans). Dass er, wie jeder anständige Metalhead, im letzten Jahr sicherlich viel BEHEMOTH gehört hat, wird in Bethlehems Blood deutlich.  Blecherne Blasinstrumente durchbrechen den Song stilvoll, ragen wie riesige Monster aus Nebelbergen hervor und SOULFLY liefern einen der besten Songs ihrer Bandgeschichte ab, der musikalisch und auch gesangstechnisch (!) unter die Haut geht. Generell darf man Max Cavalera gratulieren, so auf den Punkt und ambitioniert klang er schon lange nicht mehr. Vor lauter Intensität überhört man fast, dass sich beim SOULFLY-Texte-Bingo relativ wenig getan hat. Dem nach vorne geprügelten Deceiver gibt das sogar die nötige Wirksamkeit, ein gut mitbrüllbarer Thrash-Groove-Bastard mit schlichtem Text. Auch der mysteriöse Rucksackmann Marc Rizzo darf nicht unerwähnt bleiben, denn seine Soli und Leads kommen gerade im richtigen Moment und lockern Archangel auf, bevor sich eventuelle Überfrachtung der Riffs einschleichen könnte.

Natürlich gibt es auch wieder Kollaborationen – wer hat eigentlich noch nicht mit Max Cavalera gearbeitet? Todd Jones von NAILS tobt sich ordentlich zu Sodomites aus und erinnert mit seinem irren Gekreische stark an Mitch Harris, während Matt Young von KING PARROT keinen schlechten, aber einen unspektakulären, Beitrag zu Live Life Hard! leistet. Zum Finale mit Mother Of Dragons läuft dann die ganze Bagage auf. Richie Cavalera (INICITE) , Igor Jr. Cavalera (LODY KONG) und Anahid (M.O.P.) schlagen gebündelt einmal richtig heftig zu und der Song findet mithilfe von Marc Rizzo ein beinahe episches Ende. Die Cavalera-Formel funktioniert besser denn je, und Archangel ist ein Pflichtkauf für alle, die stilechten Ins-Gesicht-Metal est. 1997 mögen!

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06.08.2015

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3 Kommentare zu Soulfly - Archangel

  1. Greg sagt:

    Den ersten Satz halte ich für mehr als gewagt.

  2. The Bleak sagt:

    Mich hätte eine Rezension interessiert, die von keinem Soulfly-Fangirl kommt. So sind das Lobeshymnen, die auch im Pressetext des Labels stehen könnten.

  3. Buddy sagt:

    We sold our souls to metal ist sowas von stumpfsinnig, dass ich mich tatsächlich frage wieso die Scheibe 8 Punkte bekommt, schon allein wegen diesem Song wird das Album bei mir keinen einzigen Spin bekommen. Sorry, aber nachdem wenigstens auf den letzten zwei Alben leichte Lichtblicke vorhanden waren und diese auch vorab veröffenlticht worden sind, zweifele ich hier einfach komplett an einer Art Hitdichte.