In letzten Jahren hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass Bands oft allein deshalb von Presse und (westlichen) Fans gelobt wurden, weil sie einen gewissen Exotenbonus bekommen haben, wenn sie aus Ländern oder Regionen stammten, die nicht unbedingt für Metal als Exportschlager Nummer Eins bekannt sind. Immer wieder gab es dabei aber auch Bands, die die klassischen und oft festgefahrenen Merkmale dessen, was wir uns hierzulande unter „Metal“ vorstellen, durch ihre eigenen, „exotischen“ Einflüsse bereicherten und damit so manch alteingesessener westlicher Band zeigten, wo der Hase langhoppelt.
In die Riege letzterer Bands möchte ich eigentlich auch gerne SOUL SACRIFICE aus Istanbul einordnen. Die sind zwar nicht ganz so eigenständig wie andere, hier als exotisch angesehene Bands, können aber mit ihrer Mischung aus klassischem Death Metal, modernem Melo Death und immer mal wieder auftauchenden Melodieläufen (und anderen Einflüssen) aus der türkischen Folkmusik durchaus überzeugen. Als Vergleichsgröße könnte man die SOILWORK der Post-„Natural Born Chaos“-Ära nennen – „Figure Number Five“ mit etwas mehr Härte sowohl in Produktion als auch Songwriting, garniert mit türkischstämmigen Melodien käme dem, was SOUL SACRIFICE auf „Carpe Mortem“ machen (dem zweiten Album der Band nach „Stranded Hate“ von 2005), wohl recht nahe.
Traditionsverfechter werden also mit SOUL SACRIFICE nur wenig anfangen können und, ja, auch im Kontext anderer Modern-/Melodic-Death-Metal-Alben ist „Carpe Mortem“ nicht perfekt. So sind die türkischen Einflüsse auch so ziemlich das einzige Alleinstellungsmerkmal, alles andere, was SOUL SACRIFICE machen, wurde so oder ähnlich auch schon von den bereits genannten SOILWORK oder auch von SCAR SYMMERTRY gemacht … aber das heißt ja nicht, dass alles schlecht ist. Der intensive Gesang Özgür Özkans zum Beispiel lässt sowohl in gegrowlten als auch in klar gesungenen Passagen so manchen Genrekollegen alt aussehen, die immer mal wieder auftauchenden Breakdowns sind so gut, effektiv und überhaupt nicht selbstzweckhaft eingesetzt, dass sie so richtig Spaß machen und live für einige Bewegung vor der Bühne sorgen dürften. Nicht zu vergessen so mancher Refrain, der kaum aus dem Ohr zu bekommen ist.
Kurzum: „Carpe Mortem“ mag alles andere als neu und innovativ sein, wenn man mal von den Einflüssen aus der Heimat der Musiker absieht, aber SOUL SACRIFICE machen das alles so gut, dass nicht mehr allzu viel fehlt, um bei diesem Album von einem wahren Brett des modernen Melodic Death Metals zu sprechen. Beim nächsten Mal sollte man sich ein bisschen weiter von den eindeutigen Vorbildern entfernen, dann sollte es nichts mehr zu meckern geben.
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