Und noch ein Black-Metal-Highlight zum Jahresende: Das kanadische Duo SORTILEGIA meldet sich mit seinem zweiten Album „Sulphurous Temple“ zurück. Ding, Ding, Ding – nach AUÐN, BLAZE OF PERDITION, AOSOTH und Co. noch ein richtig starkes Werk für die Genre-Bestenlisten … wenngleich SORTILEGIA nicht GANZ das Niveau der genannten Kollegen erreichen. Dafür ist jedoch klar: Was die raue Black-Metal-Gangart angeht, hat den Kanadiern dieses Jahr keiner was vorgemacht!
„Sulphurous Temple“: So atmosphärisch wie der beste italienische 70er-Horrorfilm
Denn wie schon auf ihrem 2014er-Debütalbum „Arcane Death Ritual“ sowie der „Ecstasies Of The Sabbath“-EP von 2015 (deren Titeltrack auch auf „Sulphurous Temple“ enthalten ist), spielen SORTILEGIA ihren Black Metal auch 2017 roh und gleichzeitig unglaublich finster. Dort, wo Raw Black Metal und Orthodox Black Metal ihre Gemeinsamkeiten haben, wo normalerweise Bands aus der Gegend von Trondheim musizieren (MARE, BLACK MAJESTY oder KAOSRITUAL jemand?), dort haben auch SORTILEGIA ihre Vorlieben. „Sulphurous Temple“ klingt, wie von dem Duo gewohnt, geradezu unkanadisch und unverschämt norwegisch im Trondheimer Sinne, dabei unheimlich finster wie der beste italienische Horrorfilm der Siebziger.
SORTILEGIA steigen morbide Skalen auf und ab, immer wieder, immer weiter
Dunkelheit, Okkultismus und böse Zauberei spielen auch auf „Sulphurous Temple“ weiterhin eine Rolle, was sich nicht nur lyrisch und in Titeln à la „Ecstasies Of the Sabbath“ oder „Exalting In Acrid Flames“ ausdrückt, sondern auch musikalisch: SORTILEGIA steigen morbide Skalen auf und wieder ab, wiederholen die so entstehenden Leadmelodien bis ins Unermessliche, hintergründig trommelt Drummer Haereticus meist im Uptempo, Koldovstvo fügt seine heiseren, eindringlichen Schreie hinzu. Schön auch das Ambient-Stück „The Veil“, das nicht wie so häufig im Black Metal um seiner selbst Willen produziert wurde, sondern in dem SORTILEGIA ihre Liebe zu kruden, sich wiederholenden, auf- und abwandernden Melodiebögen und gruseligen Atmosphären genauso ausdrücken, wie in ihren Black-Metal-Kompositionen. „The Veil“ ist nicht einfach nur Zwischenstück, sondern überaus atmosphärischer, integraler Bestandteil des Albums.
Kritikpunkte? Höchstens Meckern auf hohem Niveau!
Kritikpunkte gibt es höchstens dort, wo SORTILEGIA das ja doch etwas begrenzte Prinzip ein Stück zu weit ausreizen, namentlich vor allem in „Speculum Tenebrarum“ und, schlimmer, in „Ecstasies Of The Sabbath“: Die Wiederholung wird hier etwas zu weit getrieben, es entsteht Leerlauf. Das mag für andere besser funktionieren, in diesem speziellen Fall drückt das die Spannung (für mich) ein wenig. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – „Sulphurous Temple“ ist ein verdammt gutes Album auf halbem Weg zwischen Orthodoxie und Raw Black Metal. Solange die Trondheimer auf neues Ohrenfutter warten lassen (wobei ja zumindest MARE wohl was in der Mache haben), bleiben SORTILEGIA bis auf Weiteres die Könige dieser Black-Metal-Spielart.
Kommentare
Sag Deine Meinung!