Sortilège - Larmes De Héros / Hero's Tears

Review

SORTILÈGE gelten neben einigen weiteren nicht nur als Aushängeschild des Achtziger-Metals aus Frankreich, sie sind wahrscheinlich auch die wichtigsten Vertreter dieser Richtung. Wie bereits oft zu hören und zu lesen war, galten die Pariser als Lieblingsband von Chuck Schuldiner (DEATH, CONTROL DENIED) und übten zu jeder Zeit massiven Einfluss auf das Songwriting des (Progressive-)Death-Metal-Vorreiters.

SORTILÈGE veröffentlichten in den Achtzigern zwei Alben namens “Métamorphose” und “Larmes De Héros”, welche um der internationalen Akzeptanz Willen auch als ins Englische übersetzte Versionen unter den Titeln “Metamorphosis” und “Hero’s Tears” veröffentlicht wurden. Das ging gründlich in die Hose, denn genau diese Versionen ließen einigen Charme der Originale vermissen und wurden im Laufe der Zeit immer wieder kritisiert. Wie schön, dass wir mit dem Re-Release des zweiten Albums, ursprünglich von 1986, noch mal einen A/B-Vergleich durchführen können.

SORTILÈGE: “Larmes De Héros” oder “Hero’s Tears”?

Allgemein entwickelten sich SORTILÈGE auf “Larmes De Héros” von einem anfänglich starken NWOBHM-Einfluss mehr in Richtung US-Metal à la LIEGE LORD, OMEN oder auch QUEENSRŸCHE. Vor allem der Gesang von Goldkehlchen Christian “Zouille” Augustin wurde Stimmvirtuosen wie Geoff Tate oder John Arch (FATES WARNIING) immer ähnlicher und sorgt für den einen oder anderen Gänsehautmoment.

Doch auch das Songwriting ist auf dem zweiten SORTILÈGE-Album ein gutes Stück vertrackter und ausgeklügelter. “La Hargne Des Tordus” (“Elephant Man”), “Quand Un Aveugle Rêve” (“When A Blind Man Cries”) oder “Mourir Pour Une Princess” (“Win Her Heart”) spielen mit mehr Dynamik und erlauben sich das eine oder andere unorthodoxe Arrangement. Straightes Material, das an dem Debüt und der ebenfalls starken ersten EP von 1983 orientiert ist, gibt es in Form von “Messager” (“Messenger”) oder “Le Dernier Des Travaux D’Hercule”, welcher in der englischen Version seltsamerweise ein unpassendes Instrumental namens “Sagittarius” ist, ebenfalls.

Im Original definitiv besser

Schlecht ist “Hero’s Tears” sicherlich nicht, da es aus den gleichen Songs besteht wie “Larmes Des Héros”. Jedoch ist die veränderte Tracklist ziemlich witzlos und die französischen Texte klingen einfach besser und unverkrampfter. Man hört, dass Zouille und SORTILÈGE in ihrer Muttersprache gedacht und gefühlt haben, weshalb man ihnen das teilweise gut und teilweise unbeholfen übersetzte Englische nicht abkauft. “Larmes Des Héros” gehört wie die anderen Veröffentlichungen der Band in jede vernünftige Heavy-Metal-Sammlung. “Hero’s Tears” ist eher ein unterhaltsames Dokument über die Veröffentlichungstaktiken der Plattenfirmen in den Achtzigern.

10.11.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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