Sorrogate - Spinalonga

Review

Wie sagt mein Arbeitskollege immer so schön, wenn ich ihm mal wieder eine deutsche Undergroundhoffnung in CD-Form auf den Tisch knalle: „Na, haste mir wieder deutschen Provinz-Thrash mitgebracht?“ Im Falle von Bands wie FINAL BREATH oder HATRED lag er mit seiner Einschätzung meilenweit daneben. Bei SORROGATE, die wie HATRED ebenfalls aus dem Schweinfurter Raum stammen, trifft dieses Urteil leider fast ohne Ausnahme zu.
„Spinalonga“, die erste Full-Length-Eigenproduktion der Franken, bewegt sich sehr old-schoolig zwischen dem Heavy und Thrash Metal der 80er Jahre. Rau, erdig, bodenständig, eingängig-simpel mit einigen Tempowechseln, zum Mitgrölen nach diversen Bierchen, aber ohne zwingenden Charakter, ohne den finalen Kick im Songwriting, ohne den großen Aha-Effekt, ohne Hightlights und Hits eben rauschen die angenehm roh produzierten und somit der Grundstimmung dieser Platte entsprechenden Songs ohne Umschweife an einem vorbei. Da hilft es auch nichts, wenn in „Headhunter“ das titelgebende Wort etwa 50 Mal wiederholt wird. Da hilft es nichts, wenn Background-Gang-Shouts das kehlige und kraftvolle, aber in gleichem Maße monotone Geröhre von Frontmann/Bassist Roland Schäfer etwas auflockern. Da hilft es nichts, wenn in „Rape Me“ ganz dreist ein Part aus „Stand Or Fall“ von ANTHRAX geklaut wird. Und ganz bestimmt hilft es nichts, wenn abschließend AC/DCs „Whole Lotta Rosie“ sehr eigenwillig und gewöhnungsbedürftig interpretiert wird.
Die Konkurrenz im Thrash-Bereich ist im hiesigen Untergrund nicht gerade klein. Um in Zukunft also etwas reißen zu können, müssen sich SORROGATE, die bereits 1995 ihre erste Mini-CD rausgehauen haben, noch gehörig verbessern. Auf diversen Gartenparties nachts um zwei mag „Spinalonga“ absolut richtig am Platz sein. Im CD-Player, egal zu welcher Uhrzeit, tausche ich diesen Rundling aber lieber gegen SORROGATEs Schweinfurter Mitbürger HATRED ein. Erhältlich ist „Spinalonga“ übrigens für 12 Euro (inkl. Porto) bei oben genannter Adresse.

28.06.2005
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