Sorhin - I Det Glimrande Mörkrets Djup

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Neunziger-Black-Metal aus der zweiten und dritten Reihe zu besprechen, ist immer ein besonderes Vergnügen – allein weil das Polarisierungspotential radikal zwischen “grandios und verkannt” und “super-cringe” reichen kann. Im Falle der zwei Alben von SORHIN können wir aber von echten übersehenen Juwelen sprechen und bedauern, dass die Diskografie der Schweden bei diesen beiden Longplayern stehen geblieben ist, obwohl die Band offiziell noch aktiv ist.

Doch lasst uns zunächst rekapitulieren: SORHIN gründen sich 1993, in der Hochphase der zweiten Black-Metal-Welle. Zunächst sitzt bei dem Trio noch der ehemalige GROTESQUE-Schlagzeuger Shamaatae an den Kesseln, der 1995 wieder draußen ist, um mit seiner Ein-Mann-Band ARCKANUM wegweisende Genre-Klassiker zu produzieren. Für ein Jahr hilft auch dessen Bruder Sartaros an der Gitarre aus, ist allerdings bei den Aufnahmen des Debüts schon nicht mehr dabei. Nach den üblichen Demos ist das Trio im Jahr 1996 besonders produktiv: Es erscheint die kultige EP “Skogsriftens Rike” – heutzutage ein gesuchtes Sammelobjekt – sowie je eine Split mit den Eidgenossen SETHERIAL und den latent in Vergessenheit geratenen Death-Doomern INFERNAL GATES. Dennoch können SORHIN ihr Debüt nicht bei einem der damals großen Labels unterbringen und landen bei dem schwedischen Label Near Dark Productions.

SORHIN atmen den Zeitgeist der Neunziger

Das Schöne an “I Det Glimrande Mörkrets Djup” ist, wie archetypisch es den Black-Metal-Zeitgeist der mittelspäten Neunziger einfängt. Second-Wave-Pionierarbeit wurde rund fünf Jahre zuvor durch die ersten Veröffentlichungen von MAYHEM, IMMORTAL, DARKTHRONE und anderen bereits betrieben und auf diesen Errungenschaften konnten SORHIN schon aufbauen. Man kann dem Album zudem anhören, dass Black Metal aus Schweden mit den Frühwerken von MARDUK und SETHERIAL schon einige Klassiker abgeworfen hat, denn die beiden gerade genannten Bands klingen SORHIN wesentlich ähnlicher als die meist etwas früher etablierten Kollegen aus Norwegen.

Dazu tragen nicht nur die – tatsächlich ausnahmsweise mal gelungene – Peter-Tägtgren-Produktion und das kultive violette Cover mit den Pandafratzen bei. Die große Stärke von “I Det Glimrande Mörkrets Djup” sind die ungestümen, wilden Songstrukturen, die von zahllosen echten Killer-Riffs getragen werden, die die “De Mysteriis Dom. Sathanas”-Schule mit verschrobenem, klassischen Metal der Marke MERCYFUL FATE kombinieren. Damit sind SORHIN deutlich schwerer zugänglich als MARDUK, mit deren Frühwerk sie gleichwohl viele Gemeinsamkeiten tragen, aber gleichzeitig wesentlich interessanter.

“I Det Glimrande Mörkrets Djup” – Ein Ausnahmealbum

So sind Stücke wie “Godhetens Fall”, “Svartvintras”, “I Skuggan Af Nattens Herre” oder “Skogsriftens Rike” sehr langlebige Kompositionen, die durch ihren teils unorthodoxen Ansatz und ihre streckenweise unorthodoxen Strukturen, aber auch ihre eigenwillige Melodik im schwedischen Black Metal eine Ausnahmestellung einnehmen. Die Frühwerke von MARDUK, SETHERIAL und NAGLFAR passen zwar als Orientierung – insgesamt besetz(t)en SORHIN seinerzeit jedoch klar erkennbar einen eigenen Platz. Auf dem Nachfolger “Apokalypsens Ängel” (2000) gab sich die Band ein gutes Stück thrashiger, empfehlenswert ist das Teil allemal. Schade, dass die Band nach relativ großem Anlauf in der Versenkung verschwunden ist – auch wenn man munkelt, dass sich Teile davon aktuell bei LIFVSLEDA ausleben, aber das ist offiziell ja alles streng geheim.

27.11.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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