Sophia - Technology Won't Save Us

Review

Wer denkt, der klassische Alternative Rock wäre tot, der darf sich vom aktuellen Longplayer SOPHIAs eines Besseren belehren lassen. Verwurzelt im Independent (deshalb „klassischer Alternative Rock“) erzeugt diese Band ein tiefgründiges musikalisches Werk, welches aufgrund seiner enormen Schwermut und vor allem durch den Einsatz zumeist unverzerrter Klänge, einen wohlklingenden Kontrast zu den immer mehr in Mode kommenden harten Sounds setzt.
Multiinstrumentalist und Wahl-Londoner Robin Proper-Sheppard, kreativer Kopf bei SOPHIA, hatte Anfang der 90er als Sänger und Gitarrist bei THE GOD MACHINE einen wesentlichen Anteil an den beiden einzigen (und mittlerweile Kult-) Alben der Band, „Scenes From The Second Storey“ und „One Last Laugh In A Place Of Dying“, beigetragen.
Mit SOPHIA ist er mittlerweile einige Jahre am Start und bringt mit „Technology Won’t Save Us“ nun das fünfte vollständige Album raus (Compilations und anderen Kram nicht mitgezählt).

Die Stücke auf „Technology Won’t Save Us“ pendeln zwischen Independent und Alternative Rock hin und her, weit ab von hart rockenden und metallischen Klängen.
Ganz klar im Vordergrund steht eine melancholische Grundstimmung, die nicht selten regelrecht ins negative, depressive hineinschlendert.
„Technology Won’t Save Us“ ist ein Album über Depressionen, den Tod und das scheitern zwischenmenschlicher Beziehungen. Lichte Momente gibt es so gut wie keine.

Mit dem instrumentalen Titelstück geht es los und zeigt damit gleich zu Beginn unmissverständlich die Ausrichtung des Albums auf. Wem der Opener nicht gefällt, der kann im Prinzip gleich wieder ausmachen, denn der Rest der Scheibe schlägt in eine ähnliche Kerbe.
Danach folgt mit „Pace“ ein im Ansatz positiv klingender Song. Das der äußere Schein trügt, wird schnell durch die lyrische Ausrichtung klar (auf die ich hier jedoch nicht näher eingehen möchte. Jeder Interessierte sollte diesen Teil des Albums für sich selbst entdecken. Es lohnt sich definitiv!). Ich habe schon lange nicht mehr solch einen textlich schönen Refrain gehört. „Where Are You Now“ ist ein von Akustikgitarren und Streichern getragenes Stück, das zum Zurücklehnen einlädt.
„Big City Rot“ geht dann in Sachen Schwermut noch einen Schritt weiter. Der Song klingt, als ob er von Jemandem vorgetragen wird, der schlichtweg die Nase voll von allem hat.
Das darauf folgende Instrumental „Twilight At Hotel Moscow“ erinnert vom Melodieverlauf ein klitzeklein wenig an „Nutshell“ von ALICE IN CHAINS, wobei die Songs an sich durchaus gravierende Unterschiede aufweisen und somit nicht wirklich vergleichbar sind.
Mit „Birds“ folgt eine eher durchschnittliche Nummer, die wieder von Akustikgitarren und dezenten Bläsern getragen wird. Dazu wieder der charismatische Gesang Proper-Sheppards, der dem Song erst richtig Leben einhaucht.
Danach gibt es mit „Lost“ nach „Pace“ das zweite klare Highlight des Albums zu vermelden. Etwas beweglicher als die anderen Stücke geht das Lied voran und es werden auch dezent E-Gitarren eingesetzt. Der Refrain hat etwas fesselndes, auch wenn er trotz der beschwingt wirkenden Art, einen melancholischen Grundton besitzt.
Bei „Weightless“ dominieren wieder eindeutig die akustischen Klänge. Untermalt wird das Stück durch schlürfende elektronische Drums, die aber erstaunlich gut zum gelingen beitragen. Auch wenn hier der Gesang eher unspektakulär wirkt, ist es wieder einmal der schöne Text, der alles zusammen hält.
Es folgt das dritte Highlicht „P1/P2 (Cherry Trees And Debt Collectors)“, das schon fast geheimnisvoll beginnt, mit einem Kanon im Gesang eine langsame Steigerung erfährt und dann mit geilen Schrammelgitarren, großartigen Independent- und Alternative-Melodien zum Höhepunkt, dem Refrain, geleitet wird.
Zum Abschluss folgt der härteste Track des gesamten Albums. Das Instrumental „Theme For The May Queen No. 3“ hat etwas Aggressives und punktet mit verzerrten Instrumenten und wildem Drumming. Ein krönender, abwechslungsreicher Abschluss eines grandiosen Albums.

Wer zwischendurch mal gerne eine Pause vom Metal einlegt oder grundsätzlich auch anderen Richtungen gegenüber offen ist, zudem etwas mit Alternative Rock der alten Machart und Independent anfangen kann, sollte hier unbedingt zuschlagen!
„Technology Won’t Save Us“ ist zwar kein unbezwingbares Meisterwerk (das brauch es auch nicht sein!), aber ein atmosphärisch dichtes, absolut überzeugendes und vor allem ehrliches Album.

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11.03.2007

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