Sons Of Liberty - Brush Fires Of The Mind

Review

Einer der besten Rhythmusgitarristen der Welt ist mit einem neuen Album zurück, Jon Schaffer. Allerdings kommt der ICED EARTH-Boss heuer nicht mit einer neuen Scheibe seiner Hauptband über den großen Teich, sondern mit seinem neuen Projekt SONS OF LIBERTY. Mit diesem Projekt bringt Jon Schaffer seinen Patriotismus/seine politischen Ansichten musikalisch zum Ausdruck und greift textlich Themen auf, die mit den in Amerika mittlerweile verklärt benutzten Begriffen wie „Freedom“ oder “Liberty” gespickt sind. Da man die politischen Ansichten nicht unbedingt teilen muss, soll an dieser Stelle versucht werden, lediglich auf die Musik von SONS OF LIBERTY (benannt nach einer Vereinigung, die Gewalt gegen Autoritäten durchaus billigte) einzugehen.

Das ist gar kein so leichtes Vorhaben, denn durch viele eingespielten Zitate wird der Hörer, selbst wenn er versucht die Texte auszublenden, immer wieder auf den politischen Anspruch der Scheibe aufmerksam gemacht. Musikalisch hingegen fährt Herr Schaffer, der alle Instrumente selbst eingespielt hat, in den Gewässern, die von den letzten ICED EARTH-Alben bekannt sind. Positiv fällt dabei auf, dass sich Jon bei den Gesangsparts gut aus der Affäre zieht. Im Gegensatz zu früher (“Stormrider”) singt er heute etwas weicher, was bei den ruhigeren Stücken wie “Our Dying Republic” ziemlich gut passt. Auch der Einfluss den die jahrelange Zusammenarbeit mit Matt Barlow hat, ist deutlich zu hören, passt aber stimmig in den Kontext.

Von der Gitarrenarbeit bin ich hingegen enttäuscht. Wo sind die genialen Rhythmusfiguren, die Jon Schaffer, ich sagte es bereits, zu einem der besten Rhythmusgitarristen der Welt gemacht haben? Die Riffs wirken uninspiriert und nur in ganz wenigen Fällen können die Licks die Herr Schaffer unter eine Bridge oder einen Refrain spielt, an alte Zeiten erinnern. Einzig das starke “We The People” geht etwas in die klassische ICED EARTH Richtung. Das ist für einen etablierten Künstler wie John Schaffer aber zu wenig. Denn, auch wenn die meisten Refrains gut ins Ohr gehen, wirkt die Instrumentierung, beziehungsweise das Songwriting nicht völlig ausgereift und das hört man Nummern wie “Tree Of Liberty” oder auch “Indentured Servitude” an. Tempovariationen finden sich nur sehr selten auf “Brush-Fires Of the Mind”, so dass die vornehmlich im Midtempo gehaltenen Nummern streckenweise ohne Langzeitwirkung an einem vorbei plätschern. Da hat Jon Schaffer schon bessere und vor allem wesentlich spannendere Songs geschrieben.

Ich möchte hier nicht davon sprechen, dass der ICED EARTH-Boss ein Schatten seiner selbst ist. Aber gelungen ist “Brush-Fires Of The Mind” nur an den wenigsten Stellen. Die ellenlangen Intros/Outros und eingespielten Samples schmälern das Hörvergnügen noch zusätzlich und treiben den Nervpegel konstant nach oben. Dass politische Texte musikalisch unterlegt werden, ist im Punk seit jeher üblich. Im Metal hingegen brauchen auch solche Texte ein solides, ansprechendes Gerüst, sonst funktionieren die Songs nicht. Jetzt ist “Brush-Fires Of The Mind” kein kompletter Mist, vielleicht sollte Jon Schaffer aber wieder auf seine Stärken besinnen und ein starkes neues ICED EARTH-Album aufnehmen. SONS OF LIBERTY ist jedenfalls keine Sternstunde in der Karriere des ICED EARTH-Masterminds.

26.06.2010

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