Sonne Adam - Messenger Of Desolate Ways

Review

Zu den beeindruckendsten Emporkömmlingen im rückwärtsgewandten Todesblei-Sektor mit Kriech-Einschlag gehörten im vergangenen Jahr die Israelis SONNE ADAM mit ihrem Debüt „Transformation“, das sich zwischen alten PARADISE LOST, MORBID ANGEL und NECROS CHRISTOS bewegt. Bei „Messenger Of Desolate Ways“ handelt es sich nun trotz mehr als 80 Minuten Spielzeit nicht um das Nachfolgealbum, sondern um eine ebenso dicke wie lichtscheue EP-Zusammenstellung: Die ersten sechs Lieder entstammen der jüngst im August 2012 erschienenen „Doctrines Of Dark Devotion“-EP, darüber hinaus sind die vier der „Armed With Hammers“-EP (im Mai 2010 veröffentlicht) und die beiden der „The Sun Is Dead“-EP (im März 2012 veröffentlicht, jedoch alte Kompositionen enthaltend) vertreten. Und um auch mit exklusivem Material einen Anreiz zu schaffen, gibt es mit „No Blood Flow“ sowie dem THORNS-Cover „Funeral Marches To The Grave“ (einmal regulär, einmal als Mix) zwei beziehungsweise drei komplett neue Stücke.

Der eröffnende Sechserpack von „Doctrines Of Dark Devotion“ zeigt auf deutlich über einer halben Stunde, dass die mittlerweile zum Quartett angewachsenen SONNE ADAM an ihrer Marschroute durch das fahle Dämmerlicht festhalten: Nach wie vor regiert bei wohl bewusst gewähltem, dumpf-distanziertem Gesamtklang und vordergründigem Grummel-Griesgram-Gesang Death Metal mit düster-okkultem Flair. Doch heuer erhebt dieser alte Herrscher, wohl auch gehemmt durch die grenzwertig nebulöse Produktion, seltener als früher und weniger kräftig das Wort; Prinz Doom zu seiner Rechten ist seit „Transformation“ weiter erstarkt. Ruhige, dunkel-atmosphärische bis psychedelische Passagen – etwa in der zweiten Hälfte des Siebenminüters „Hater Of Mankind“ oder das lange Instrumental „The Deceiver Of The Desolations“ – und obskure Melodien – die Gitarrenläufe im Mittelteil von „World Of Everlasting Darkness“ sind eineiige Zwillinge jener auf PARADISE LOSTs „Gothic“ – haben sich mehr Gehör verschafft. Das neue Material wirkt dadurch nicht mehr ganz so wuchtig und bösartig wie jenes zuvor, aber im Gegenzug weitläufiger, entspannter und gereifter; fast so, als wären SONNE ADAM der Ansicht, niemandem mehr etwas beweisen zu müssen und, sich ihres letztendlichen Triumphes sicher, über den Dingen zu stehen.

Weniger schleppend und bei zudem etwas druckvollerem Klang kloppte man sich noch 2010 bei den „Armed With Hammers“-Brocken inklusive des fiesen DARKTHRONE-Covers „The Serpents Harvest“ sowie auf den beiden verhältnismäßig flotten Brechern der „The Sun Is Dead“-EP – „The Sun Is Dead“ und „Inside His Mark“ – durchs Gebälk. Der durch die kräftigere Produktion verstärkte Kontrast zur neuesten EP offenbart den Weg, den die Israelis in den vergangenen zwei Jahren zurückgelegt haben. Als würden sie diese Tendenz hin zu einer etwas abgemilderten Erscheinung ad absurdum führen wollen, entpuppt sich „No Blood Flow“, die einzige neue Eigenkomposition auf vorliegender Zusammenstellung, als eine der vehementesten und zügigsten Attacken der Vier. Auffällig hier die nicht mehr ganz so tiefe Stimme – Sänger Dahan hat die Band vor Kurzem verlassen, seine Aufgabe übernahm Gitarrist Davidov. Auch das THORNS-Cover „Funeral Marches To Grave“ kommt garstig wie eine ganz alte Deibelei der Formation daher und lässt den Hörer mit der Erkenntnis zurück, dass man eine Vorhersage für die Ausrichtung des kommenden zweiten Albums dann doch nicht ganz so einfach ableiten kann.

Als eine der essentiellen Death/Doom-Veröffentlichungen des sich dem Ende zuneigenden Jahres bietet die „Messenger Of Desolate Ways“-Zusammenrottung eine schöne Gelegenheit, die kleine, aber feine SONNE ADAM-Sammlung zu komplettieren. Deutlich zeigen sich hier die unterschiedlichen Facetten der Kapelle aus dem Nahen Osten – mal agiert man ruppig-direkt, mal eher träge, dabei stets gehüllt in den Schleier einer fremdartigen Finsternis. SONNE ADAM haben ihren Status gefestigt, die wehrhaften Mauern um ihr junges Reich der Schwärze, in dem sie sich ihren dunklen Riten hingeben und den namengebenden Hass auf das Menschengeschlecht predigen, noch höher gezogen. Man darf gespannt sein, mit welchen Horden sie den nächsten Eroberungszug führen werden.

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08.10.2012

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