Som-wer? Ihr habt noch nie von SOMNURI gehört? Das dürfte vermutlich einigen so gehen, denn die Amis sind, trotz zweier bereits veröffentlichter Alben, immer noch relativ unbeschriebene Blätter im Metal-Dschungel. Das möchte das Sludge-Trio aus Brooklyn mit seinem dritten Longplayer „Desiderium“ gerne ändern und hat sich dafür nun Unterstützung in Form des Label MNRK Heavy (ehemals eOne) ins Boot geholt. Ob es mit einer auf dem Papier erst einmal sperrigen Musik wie Sludge gelingen kann, den eigenen Bekanntheitsgrade deutlich zu steigern?
SOMNURI – Extrem wandelbar
„Death Is The Beginning“ ballert nach kurzem Intro erst mal richtig los, überrascht dabei mit ordentlicher Death-Metal-Kante und einer verhältnismäßig hohen Geschwindigkeit. Gleich danach zeigt sich aber schon die große Stärke der Band: SOMNURI leben ganz besonders von der extrem wandelbaren Stimme von Justin Sherell. Werden die tiefen, wuchtigen Riffs ausgepackt, schafft er es spielend, nach wütenden Versionen von Genre-Urvätern wie CROWBAR oder EYEHATEGOD zu klingen, während der Song kurz darauf in Richtung Alternative Rock abbiegt und der Gesang stellenweise an ALICE IN CHAINS erinnert.
Tempowechsel, progressive Strukturen und ein Hang zum Rock – natürlich denkt man dabei auch direkt an die großen MASTODON, mit denen SOMNURI zwar durchaus gerne verglichen werden, allerdings agieren die New Yorker deutlich songorientierter, kommen einfach schneller auf den Punkt. Auch wenn man es zu Beginn der Platte erst einmal nicht vermuten würde: „Desiderium“ ist viel weniger sperrig als erwartet. Selbst in teils deutlich weniger als vier Minuten, wie in „Paramnesia“ oder „Pale Eyes“, schafft es die Band nicht nur schlüssig, ohne viel Ballast zu agieren, sondern eben auch enorm vielseitig. Die etwas längeren Nummern, wie das großartige „Hollow Visions“, arten dabei ebenfalls nicht aus, sondern schaffen es auch dank erstaunlicher Eingängigkeit, den Hörer bei der Stange zu halten.
Ein weiterer Pluspunkt der Scheibe: Der Sound. Gerade im Bereich Stoner Doom und Alternative Metal scheint es besonders erstrebenswert zu sein, so staubig und furztrocken zu klingen, wie möglich. SOMNURI machen diesen Fehler nicht, die Bassdrum bollert extrem wuchtig, während die Gitarren geradezu warm und voll wirken. Die erfreulich knackige Spielzeit von deutlich unter 40 Minuten sorgt außerdem dafür, dass auch diejenigen, die sonst weniger mit dem Genre anfangen können, nicht sofort entnervt abschalten.
Durchdachtes, straffes Songwriting – „Desiderium“
Für Sludge-Puristen, die meinen, wenn ein Song nicht erstens wie purer, zäher Schlamm und zweitens möglichst stark nach Jam-Session klingt, dann passt er nicht ins Genre, ist „Desiderium“ ganz sicher nichts. SOMNURI erschaffen zwar nichts grundlegend neues, aber auf ihrem neuesten Werk zeigen sie sich zugänglich, ja fast schon leichtfüßig wie nie. Dabei bedient sich das Trio ungeniert in allen Bereichen harter Gitarrenklänge und erschafft daraus einen Sound, auf den sich vielleicht nicht alle, aber eben doch sehr viele Metal-Anhänger einigen können.
Völlig ab davon also, welchem Genre man Platte oder Band nun zuordnen möchte: „Desiderium“ überrascht mit seinem durchdachten, straffen Songwriting, hat – auch eher untypisch – kaum Längen und tönt gleichermaßen dick wie warm aus den heimischen Boxen. Also, bitte keine Revolution erwarten, aber wer eine kurzweilige Platte in der Schnittmenge von Sludge, (Stoner) Doom, Progressive und Alternative Metal sucht, der sollte hier unbedingt zugreifen.
Wow, geile Platte! Kannte die Band auch noch nicht, aber das was hier geboten wird ist mit dem Sammelbegriff Sludge wirklich nicht abzudecken. Alle oben genannten Genre Schnittmengen sind hier vertreten ohne dass es sich nach einem Puzzle eben dieser anfühlt, sonder Somnuri klingen sehr eigenständig. Ab und zu schimmern hier nicht nur Mastodon sondern moderne Deftones durch. Das gefällt mir alles seeeeehr gut 😌