Das Coolste an der zweiten SOMNOLENT-Platte „Renaissance Unraveling“ sind, so bitter das klingt, die ersten zwei Sekunden, in denen der Drummer seine Sticks von der Snare nimmt, noch einmal kräftig durchatmet, das einleitende Fill spielt und dann… nicht so richtig loslegt. Man rechnet mit einem richtig satten Einstieg in eine fette Rockplatte, bekommt aber stattdessen mit „Exhale!“ einen meinem Geschmack nach viel zu lahmen Opener aufgetischt, der weder exemplarisch für die Platte ist, noch abseits davon überzeugen kann. Die Ukrainer versauen damit den berühmten ersten Eindruck mit verfrickeltem Feierabendmetal irgendwo zwischen modernem Rock, angeprogtem Post/Sludge und blass-düdeligem Doom Metal. Soll klingen wie CULT OF LUNA, tut es aber nicht.
Diesen schweren Start wieder wettzumachen, fällt dem Fünfer hörbar schwer. Die stilistische Verwirrtheit des ersten (und leider auch noch zweiten) Tracks lassen sie glücklicherweise auf den folgenden sechs teils außen vor und verlegen sich stattdessen vermehrt auf nach ganz viel Gras duftenden Stoner- und Psychedelic-Rock. Richtig schick kann man das in dem genialen „Visible World Eraser“ nachhören, in dem so sanfte, weiche, fast singende Wah-Wah-Gitarren über einem dezenten Blues-Drumbeat schweben, dass man die sichtbare Welt wirklich für einen Moment vergessen möchte. Wäre der Gesang noch etwas intensiver, könnte es das Stück fast mit „Planet Caravan“ aufnehmen, das vermutlich auch Pate gestanden hat. Was danach folgt, spielt mindestens eine Liga darunter. Nur „Solipsistic Exfoliation“ mit schwülen Gitarrenfiguren und US-Filmsamples versprüht noch einmal eine vergleichbare Atmosphäre, auch wenn hier die Stoner-Schlagseite deutlicher heraustritt und das Stück ein bisschen wie nicht aus dem Knick kommende KYUSS wirkt. Die beiden „Chrysalis Verge“-Teile bedienen dann kurz vor Schluss die dissonant-schwere Sludge-Klientel, können damit aber auch nicht überzeugen. „Division Of Nihil“ versucht dann noch, die Metal- mit der Psychedelic-Rock-Seite von SOMNOLENT zu vesöhnen, scheitert damit aber relativ deutlich.
Das große Manko an „Renaissance Unraveling“ ist, dass sich seine Macher nicht so recht entscheiden können, wessen Muses Kind sie sein möchten. Für Sludge oder harten Doom sind sie zu soft und zu verfahren, für sanfte BLACK SABBATH-Reminiszenzen hängen sie offenbar zu sehr am Krachmachen. Damit hängen Band und Platte irgendwo in nichtssagender Schwebe. Irgendwie habe ich darauf gewartet, dass der Drummer im Outro die Sticks wieder zurücklegt und ein bisschen enttäuscht schnauft.
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