Solution.45 - For Aeons Past

Review

Aufgrund des an Dan Swanö erinnernden Klargesangs von Christian Älvestam konnte man SCAR SYMMETRY immer ein wenig als eingängigeres Erbe von EDGE OF SANITY betrachten. Dass die Schweden nach Christians Abschied vor gut zwei Jahren mit Lars Palmqvist und Roberth Karlsson weiterhin den Pfaden ihres ehemaligen Sängers folgen spricht für Älvestam. Dabei kann der Mensch auch ganz anders kann, und beweist mit Bands wie MISERATION und THE FEW AGAINST MANY, dass derbe Growls genauso zu seinem Repertoire gehören, wie ein Abstecher ins Pop-Business als Gastsänger von HENRIK B („Now And Forever“). Wer den charismatischen Sänger jedoch in all seinen Facetten erleben möchte, hat mit SOLUTION.45 endlich wieder die Gelegenheit dazu.

SOLUTION.45 lassen selbstverständlich nichts anbrennen und machen mit ihrem Einstand eine erfreulich sportliche Figur: Bereits der Opener („The Close Beyond“) legt mit ordentlichem Dampf los, und Älvestam lässt in Sachen Aggression keine Wünsche offen. Der Refrain glänzt mit einer typischen, melodischen Gesangslinie, doch das Riff darunter ist hervorragend und das Solo, von Gastmusiker Patrik Gardberg (TORCHBEARER) auf einer 8-saitigen Gitarre eingespielt, ist richtig fett. Solche Songs legen wirklich alles in die Waagschale, was modernen Melodic Death Metal mit Identität und Wiederkennungswert ausmacht. Auch die folgende Nummer, „Gravitational Lensing“, donnert wie ein brachialer Vorschlaghammer, um die Fronten zu klären, bevor es mit „Through Night – Kingdomed Gates“ etwas atmosphärischer zur Sache geht. Dafür sorgt Mikko Härkin (Ex-SONATA ARCTICA) am Keyboard, der SOLUTION.45 nach nur kurzer Zeit bereits wieder verlassen hat, und deshalb auch nur als Gastmusiker im Booklet aufgeführt wird. Erwähnenswert an dieser Stelle ist übrigens, dass niemand Geringeres als Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY) nicht nur alle Lyrics für „For Aeons Past“ geschrieben hat, sondern auch mit gewohnt giftigen Growls zur Seite steht, und „Bladed Vaults“ Göteborger Seele einhaucht. Fantastisch!

Verschnaufpausen bieten SOLUTION.45 kaum. Überraschend daher die schwermütige, melancholisch und herzzerreißend emotional intonierte Ballade („Lethean Tears“), nachdem mit dem oberamtlichen Titelsong das Gaspedal ein weiteres Mal so richtig durchgetreten wurde. Die Band hat den Bogen zwischen brachialen Metalparts und gefühlvollen massenkompatiblen Sounds hin und her zu wechseln definitiv raus.

Die größte Überraschung aber – ein Highlight par excellence – ist der mit sechzehn Minuten überlange Rausschmeißer, der das Prädikat „episch“ tatsächlich verdient. Ein krönender Abschluss für diesen extrem fetten Brocken Aggression mit Pop-Appeal, der jedoch nichts der urwüchsigen Kraft beraubt, und dem es manchmal – obwohl Jani Stefanovic und Tom Gardiner ohne Frage ihre Sache ganz ausgezeichnet machen – etwas an diesen wahnwitzigen Gitarrensoli der Marke Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY) mangelt. Auch ein bischen mehr Mut zu gezieltem Pathos-Overdrive vielleicht, unerwarteten Parts hier und dort oder unvorhersehbaren Breaks hätte ich mir gewünscht. Nichtsdestotrotz verdient das Album eine ganz klare Kaufempfehlung. Freunde des modernen, melodischen Death Metal, aus dem einige Elemente der schwedischen Schule sowie ein guter Schuss Progressivität vernehmbar sind, sollten sich „For Aeons Past“ unbedingt zulegen.

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29.03.2010

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1 Kommentar zu Solution.45 - For Aeons Past

  1. mani_666 sagt:

    …auegnscheinlich klingt dieses Review für Zweite und gar Dritte danach, als fehlte es dem Album im direkten Vergleich zu vorangegangen und bereits erschienen Scar Symmetry-Alben an Innovativität, jedoch erkennt man sofort beim ersten Hören die so sehr geliebten und wohlmöglich auch vermissten Trademarks der fantastischen ,,Älvestam-Kompositionen“, lernt diese sogleich zu schätzen und bekommt einhergehend damit sofort zappelndes Fußwerk, sowie auch ein unwillkürlich gesteuertes WIppen im Nacken!
    Die Platte ist unglaublich abwechslungsreich, gespickt mit Härte im symbiotischen Kontrast mit emotionalem, mitreißend schönem und träumerisch feinem Gesang (Oxymoron) und instrumentaler Versiertheit.
    Kurzum sei gesagt, dass jedoch aufgeschlossenem Anti-True-Nazi, der etwas von gutem Metal und ausgefeilten Kompositonen versteht, eine dringende Kaufempfung gegeben ist, nicht zuletzt, weil sich dieses Album auch nur sehr schwer abhört und somit Langzeitfreude zu versprechen vermag;)…!!!

    9/10