Solefald - World Metal. Kosmopolis Sud

Review

Bislang war ich kein glühender Verehrer von SOLEFALD. Dabei war mir das Duo nie zu extravagant oder avantgardistisch, sondern schlicht nicht mein Ding – ganz ohne ihnen die zweifellos vorhandene Klasse und Kreativität absprechen zu wollen. Das hat sich letztens bereits mit der Appetizer-EP „Norrønasongen. Kosmopolis Nord“ zum Positiven geändert und ist mit dem neuesten Werk „World Metal. Kosmopolis Sud“ in absolute Begeisterung umgeschlagen.

Bereits der Titel sorgte bei mir für gesteigertes Interesse, der Inhalt hat mich aber unerwartet umgehauen. SOLEFALD machen nicht nur was sie wollen, sie können es auch noch – ganz ohne aufgesetztes Ego-Tripping oder unnötiges Progressive-Gefrickel. Dafür spielen die beiden Protagonisten und ihre Gäste (u.a. Baard Kolstad (BORKNAGAR, ICS VORTEX), Alexander Bøe (IN VAIN), Petter Hallaråker (RENDEZVOUS POINT) und Sindre Nedland (IN VAIN, FUNERALl) und Anania Ngoliga aus Zanzibar (ein bekannter Protagonist der World-Music-Szene) auf einem zu hohen Niveau. „World Metal. Kosmopolis Sud“ macht seinem Titel entsprechend vor nichts halt, schon gar nicht vor musikalischen Scheuklappen. Melodischer Avantgarde Metal wird mit niederländischem Techno gekreuzt und endet auf der Skala des Ungewohnten erst bei afrikanischen Folklore-Rhythmen.

Dabei fordern SOLEFALD ihre Hörer eindeutig heraus, überfordern sie aber zu keinem Zeitpunkt. Es sind nämlich gerade die völlig aus der Rolle des gängigen Metal-Verständnisses fallenden Songs, die bei mir für eine krachend herunterfallende Kinnlade sorgen, und das immer und immer wieder. „World Music With Black Edges“ und „Bububu Bad Beyus“ sind so fernab jeder Genregrenzen, dass es Verfechtern des einzig wahren Stahls Angst und Bange werden dürfte. Obwohl, diese werden um SOLEFALD eh einen großen Bogen machen.

Metal gibt es bei den beiden Norwegern selbstverständlich trotzdem und dient als Grundlage für den Welttripp der Herren. Harte Gitarren treffen demnach auf Techno-Beats, afrikanische Trommeln und ungewöhnliche gesangliche Ausflüge (Schreien, Knurren, Grunzen, Singen – was immer einem einfallen mag) – die im bereits genannten „Bububu Bad Beyus“ ihren gleichzeitig wahnwitzigen wie mitreißenden Höhepunkt finden.

Über Eigenständigkeit zu diskutieren wäre an dieser Stelle ein ziemlicher Frevel. SOLEFALD erfinden sich beständig neu und das auf einem Niveau, das unter den experimentellen Musikern derzeit seinesgleichen sucht. Mut, ein offener musikalischer Geist und eine schier unerschöpfliche Kreativität finden in „World Metal. Kosmopolis Sud“ ihren bisherigen Höhepunkt. Für mich nicht nur das beste SOLEFALD-Album, sondern mit das Beste, was ich aus einem Genre, das sich gerne „Avantgarde“ nennt, überhaupt gehört habe. Denn wenn sich manche Bands „open minded“ nennen, dürften sie in diesem Werk ihren unüberwindbaren Meister gefunden haben. Eine gekonntere und bessere Verschmelzung so vieler musikalischer Stile im Verbund mit Metal habe ich für meinen Teil jedenfalls bislang noch nie gehört – und vor allem wurde ich dabei noch nie so mitgerissen. Wir haben zwar erst Januar, aber einen Anspruch auf den Album-des-Jahres-Thron im Jahre 2015 hat „World Metal. Kosmopolis Sud“ jedenfalls schon mal eindrucksvoll angemeldet!

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26.01.2015

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2 Kommentare zu Solefald - World Metal. Kosmopolis Sud

  1. Buddy sagt:

    Hey, erstmal vielen Dank für die Review, ich selbst bin erst Ende 2014 auf die Jungs gestoßen und habe bislang auch nur ihre ersten zwei Alben kennenlernen dürfen, aber die hatten es in sich. Ich bin sehr gespannt auf diese experimentelle Weltreise und traue den Jungs zu, dass sie auch auf ihrem neuesten Album sehr gut daherkommen. Melde mich wenn ich die Chance hatte die Platte zu hören.

  2. Doktor von Pain sagt:

    Ich mag vieles von Solefald ja gerne, aber das hier geht gar nicht. Das sind nur lauter zusammengewürfelte Stilrichtungen, bei denen jeglicher Zusammenhang fehlt. Es mag ja irgendwie interessant sein – aber gute Songs schreibt man definitiv anders.