Solefald - Norrøn Livskunst

Review

Nach dem herausragenden diesjährigen Album von VULTURE INDUSTRIES veröffentlichen nun auch deren Landsmänner SOLEFALD mit „Norrøn Livskunst“ ein neues Werk. Das Duo, bereits seit 1995 aktiv, fordert den Hörer wieder einmal gehörig und stellt angestaubte Hörgewohnheiten mit oftmals ironischem Unterton in Frage. Als Vergleich könnten hier natürlich wieder einmal ARCTURUS herhalten, aber das wäre eine unerhörte Simplifizierung dessen, was SOLEFALD dem aufgeschlossenen Hörer hier um die Ohren hauen!

Ausgehend von traditionellen Black-Metal-Riffs und moderneren Einflüssen wie ebengenannten ARCTURUS oder späteren SATYRICON erschaffen SOLEFALD auf ihrem neuen Album nämlich ein musikalisches Farbenspiel, das seinesgleichen sucht. So finden sich auf „Norrøn Livskunst“, eigebettet zwischen bitteren Black-Metal-Hassbrocken, Ausflüge hin zu Prog-Pop/Rock der Marke GENESIS (ich rede von den ECHTEN Genesis, d.h. mit Peter Gabriel!) oder gar KING CRIMSON sowie zu Jazz oder experimenteller Musik. Gesanglich findet man alles, von Fauchen/Kreischen à la SATYRICON über schrilles, hohes Gefiepse bis hin zu warmen Cleangesängen. Es scheint, als wäre für SOLEFALD keine Spielart abwegig genug, um sie nicht irgendwie in dieses kunterbunte musikalische Miteinander, das „Norrøn Livskunst“ darstellt, einzubetten.

Zugegeben, es kann mitunter etwas strapaziös sein, Zugang zu diesem irrsinnig dichten und teils einfach nur komischen Material zu finden. Gerade dann, wenn schratiger Wald-Und-Winter-Black-Metal in schunkelige, nahezu tanzbare Riffs mit punkigem Gekreische umschlägt wird es etwas gewöhnungsbedürftig. Doch wenn man sich erst einmal „aufgelockert“ hat und die Ohren auf den Klang des zugegebenermaßen wilden Materials eingestimmt ist, erweist sich „Norrøn Livskunst“ schnell als eine echte musikalische Wundertüte. Was die Produktion anbelangt, hätten die elektrischen Gitarren meiner Ansicht nach etwas voluminöser ausfallen können, doch hierbei handelt es sich um Jammern auf hohem Niveau.

Bereits der musikalische Hintergrund der beiden Herren Cornelius Jakhelln (u.a. MANES) und Lars Nedland (u.a. CARPATHIAN FOREST, BORKNAGAR) erklärt eines Teil dieser multistilistischen Ausrichtung. „Norrøn Livskunst“ lebt vom individuellen Erfahrungsschatz seiner beiden Schöpfer, in erster Linie ist es jedoch das Zeugnis einer eindrucksvollen Zusammenarbeit. Alles klingt wie aus einem Guss, es gibt keinerlei Reibereien innerhalb der verschiedenen Konzepte. Das macht „Norrøn Livskunst“ zu einem wirklich eindrucksvollen Hörerlebnis von subtiler Ironie, zeigen die beiden Norweger doch vielen ihrer Kollegen (nicht nur Landsmännern), dass man komplexe Strukturen, musikalisches Erbe und einen gewissen Sinn für das Komische in einem schlüssigen Gesamtwerk vereinen kann.

23.11.2010

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