Soilwork - The Chainheart Machine

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Wie sich die Zeiten doch ändern: Aus heutiger Sicht gehören SOILWORK zweifelsohne zu den Aushängeschildern des modernen Death Metals, welche die Balance zwischen Eingängigkeit und Härte nicht nur gefunden, sondern auch gewahrt haben. Man mag „Verkligheten“ vorwerfen, was man möchte. Aber das Album zeigt die Band auch heute noch unbeirrt, beständig und vielseitig. Und die Bewertungen, welche die Band in unserem Soundcheck erhalten hat, scheinen ihnen auch heute noch recht zu geben.

Ein Blick zurück in die Zeit vor dem Durchbruch

Dabei waren die Herren um Björn „Speed“ Strid nicht immer die verlässlichen Melodeath-Allrounder, die sie heute sind. Die Entwicklung hierhin hat die Band sicher auch ihrem Durchbruch an der Seite von u. a. IN FLAMES zu verdanken, die sich gegenseitig durchaus mal wenn auch freundlich gekabbelt haben, wie auch dem Druck, den der eigene Erfolg mit Alben wie „A Predator’s Portrait“ und „Figure Number Five“ nun mal mit sich brachte.

Und gerade mit den jüngeren Alben vor Ohren wirkt eine Platte wie der hier vorliegende Zweitling „The Chainheart Machine“ fast schon wie ein Relikt längst vergangener Tage. Es ist interessant, im Geiste durchzuspielen, wie die Band klingen würde, wenn sie sich hiernach nicht für ein breiteres Publikum bzw. im Interesse von noch mehr Eingängigkeit geöffnet hätte, wenn Peter Wichers nicht nach „Stabbing The Drama“ ausgestiegen wäre usw. Möglicherweise wären SOILWORK musikalisch dann irgendwo dort rausgekommen, wo etwa DARK TRANQUILLITY ihrerzeit vor allem mit „Haven“ oder gar „Fiction“ gelandet sind.

Als SOILWORK noch die „jungen Wilden“ waren

Wenn man sich „The Chainheart Machine“ anhört nämlich, dann fallen ein paar Parallelen zu deren mittelspäten Großtaten auf. Natürlich führen wie im Großteil des Schwedentods, den SOILWORK in ihrer Frühphase nun mal bedienten, viele Riffs irgendwie, irgendwo, irgendwann zu den Wurzeln zurück. Schubladen bleiben den Herren also weiterhin nicht erspart. Aber Strid und Co. zeigten bereits früh Charatistika auf, die sie von der Epigonalität abhielten.

Wo wir vorhin bei DART TRANQUILLITY waren, so weist ein „Bulletbeast“ etwa deren technische Vielseitigkeit und songschreiberische Komplexität sowie die atmosphärischen Synthesizer auf, die dezent aber bestimmt unter die abrasiven Gitarrenläufe gelegt werden. Der Track windet sich durch zahlreiche Motive, garniert mit einem geradezu bombastischen Instrumental-Part, der dank ausladender Soli mit leicht klassischer Note ein kleines Bisschen Prog-Metal-Zauberei mit sich bringt – nur um dann höchst sahnig zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Zwischen Komplexität und Eingägigkeit, Melodie und Härte

Doch wüten sich die jungen SOILWORK auch mit deutlich thrashiger und aggressiver Kante durch den Song, was wiederum durch die kalte, raue und (im positiven Sinne) maschinell klingende Produktion verstärkt wird. Es ist aus heutiger Sicht fast ein bisschen surreal, SOILWORK mit einem derart untergründigen Sound zu hören. Die Gitarrenarbeit trägt wie erwähnt natürlich ihre schwedischen Ursprünge offen mit sich herum und lässt dabei manchmal einen erstaunlichen Old-School-Vibe mitschwingen.

Doch Aggression und zumeist zackiges Tempo bei meist hochmelodischer, hymnischer Gitarrenarbeit und dem erstaunlich komplexen Songwriting sind nun mal die Schlüsselelemente dieses frühen Meilensteins in der Bandhistorie gewesen. Ein Björn Strid keifte noch mit heiserer Stimme und ohne Anzeichen von klarem Gesang wie ein junger Teufel. Die großen Refrains kamen erst auf späteren Alben. Den hymnischen Charakter verdienten sich die Songs hier jedoch stattdessen durch ihre reine Dynamik.

„The Chainheart Machine“ räumt auch heute noch mächtig auf

Mit ordentlich Druck kommt „Millionflame“ daher. Doch nutzt der Song diesen Druck, um den elegischen Mittelteil umso größer und erhabener wirken zu lassen. Saumäßig aufs Fressbrett gibt es aber dennoch zu genüge, einerseits hier, andererseits aber auch beim folgenden „Generation Speedkill“, bei dem die Thrash-Schraube schon etwas fester angezogen wird. „Possessing The Angel“ zieht das Ding noch einmal ein gutes Stück weiter an und klemmt dem Song in seinen langsameren Passagen dadurch ein paar fette Grooves unter den Kessel.

Der untergründige, kalte, abrasive Sound und die hohe Aggression sind natürlich in weite Ferne gerückt bei den Herren. Das heißt nicht, dass sie niemals wieder kommen würden, ein „Late For The Kill, Early For The Slaughter“ hat diese alten Qualitäten seinerzeit zumindest mal wieder anklingen lassen. Auf der anderen Seite haben die modernen SOILWORK natürlich auch ihre Daseinsberechtigung. Alten Zeiten hinterherzutrauern bringt also wenig, vor allem wenn sie sich so gut erhalten haben wie hier. Denn „The Chainheart Machine“ schmettert auch heute noch ordentlich – und das sollte man mit jedem Hördurchgang aufs Neue feiern.

27.02.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Soilwork - The Chainheart Machine

  1. ClutchNixon sagt:

    Dark Tranquility und deren technische Vielfältigkeit…naja. Soilwork spielten für damalige Verhältnisse ziemlich brutalen Death Thrash, der durch seine melodiöse Rauschhaftigkeit bestach. Diese unbändige Energie war auf Steelbath Suicide sogar noch etwas der Welt entrückter und von einer nahezu unbändigen Wucht, welche den heutigen Soilwork komplett abgeht.

    8/10