Soilwork - Live In The Heart Of Helsinki

Review

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Es gab Zeiten, in denen SOILWORK-Konzerte eine ziemlich halbgare Angelegenheit waren. Das dürften die meisten, die vor vielen Jahren auf den Touren zu „A Predator’s Portrait“ oder auch „Natural Born Chaos“ dabei waren, bestätigen. Es war jene Zeit, in der Björn „Speed“ Strid erstmals mit cleanem Gesang herumhantierte und vor der Herausforderung stand, das, was er da im Studio aufs Band gebracht hatte, auch live auf die Bretter zu zaubern. Das gelang nicht immer – es knirschte noch arg im Gebälk.

Gut Ding will eben Weile haben. Heute sind SOILWORK zu einer Live-Macht gereift – sicherlich auch begünstigt durch den Fakt, dass die stetigen Besetzungswechsel bei den Schweden nun schon seit einigen Jahren der Geschichte anhören. Und auch aus dem hühnenhaften Speed ist längst ein Fronter von Format geworden, woran rückblickend vor allem die Zusammenarbeit mit Devin Townsend – seinerzeit bei den Aufnahmen zum SOILWORK-Meilenstein „Natural Born Chaos“ – großen Anteil hat, wie Strid immer wieder betont.

Satte 20 Jahre mussten sich die Fans der Schweden am Ende für die erste Live-DVD aus dem Hause SOILWORK gedulden. Dass „Live In The Heart Of Helsinki“ erst jetzt das Licht der Welt erblickt, birgt aber natürlich auch Vorteile: Die Schweden sind mittlerweile bestens aufeinander eingespielt und können zudem aus einem riesigen Fundus an Hits schöpfen, den ihre bisherigen neun Studioalben bieten. Dass überragende Songs wie „The Bringer“, „Distance“ oder „Needlefeast“ es letztlich nicht in die 23 Tracks umfassende Setlist geschafft haben, war dabei nicht zu vermeiden – zumal auf „Live In The Heart Of Helsinki“ Songs von allen Studioalben vertreten sein sollten. Keine Sorge, liebe Fans: Am Ende haben SOILWORK eine Auswahl getroffen, welche trotzdem die Vollbedienung für Anhänger aller Schaffensphasen bietet.

Aufgenommen mit zwölf Kameras im vergangenen März im Circus Club in der finnischen Hauptstadt Helsinki bietet die DVD keinen großen Schnickschnack in Form von hektischen Wackelschwenks oder übertriebenen Nahaufnahmen, sondern richtet den Fokus auf das Wesentliche: Bühne, Band und einen guten Sound. Auch der Einstieg in die Show ist angenehm nüchtern gehalten: Kein pompöses Intro, keine Selbstbeweiräucherung, keine minutenlangen Sprechchöre – einfach nur ein wunderbar knackig vorgetragenes „This Momentary Bliss“ (vom aktuellen Doppelalbum „The Living Infinite„). Stark.

Spätestens beim folgenden „Like The Average Stalker“ (vom Breakthrough-Album „A Predator’s Portrait„) laufen dem Fan dann die ersten Sabbertropfen aus dem Mundwinkel – richtig Fahrt nimmt die Veranstaltung aber erst mit dem anschließenden Song auf: „Overload“ vom vermeintlich eigentlich schwächsten SOILWORK-Album „Figure Number Five“ wird von Strid und Kollegen mit einem dermaßen fettem Groove serviert, dass es spätestens jetzt kein Halten mehr gibt. In der Folge feuern die hör- und sichtbar gut aufgelegten Schweden eine Granate nach der anderen ab, unter anderem „Spectrum Of Eternity“ („The Living Infinite“) „Follow The Hollow“ und „As We Speak“ („Natural Born Chaos“), „Bastard Chain“ („A Predator’s Portrait“), „Nerve“ und „Stabbing The Drama“ („Stabbing The Drama„) sowie „Late For The Kill, Early For The Slaughter“ („The Panic Broadcast„). Auch „Let This River Flow“ von der aktuellen Scheibe und mit Bühnengast Floor Jansen entpuppt sich als absoluter Kracher. Generell gilt jedoch: Wer hier lediglich zu seinen Lieblingssongs skipt, wird die Klasse der DVD kaum erfassen können – hier wurde ein in Gänze äußerst kurzweiliges und hochklassiges Konzert eingefangen – das man sich gefälligst auch von vorn bis hinten reinzieht.

Denn die Schweden beeindrucken über die gesamte Distanz mit spielerischer Klasse – allen voran die beiden Klampfer Sylvain Coudret und David Andersson sprühen nur so vor Spielfreude und glänzen immer wieder mit technischen Schmankerln. Strid wiederum zeigt sich als präsenter und treffsicherer Fronter, der das Geschehen auf und vor der Bühne absolut im Griff hat Gleichzeitig blastet, groovt und hämmert sich Ausnahme-Drummer Dirk Verbeuren erbarmungslos durch das Set und zeigt erneut, dass er zu den Besten seiner Zunft gehört. Nicht ganz zufällig sind auf „Live In The Heart Of Helsinki“ auch vier zusätzliche Clips, die ausschließlich den belgischen Schlagzeuger während der Show zeigen – ein Leckerbissen für alle Drummer und technikaffine Hörer. Obendrein gibt es eine kurze Doku über die Bandgeschichte sowie einen Film über den Entstehungsprozess von „The Living Infinite“.

Das Herz der DVD ist und bleibt jedoch der etwa 100-minütige Konzertmitschnitt. Und dieser dokumentiert eine Band, die nicht nur eine höllisch gute Performance abliefert, sondern dabei auch noch sichtlich Spaß hat. ‚Nough said. Fans werden dieses Teil lieben – und wie.

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08.03.2015

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