Soilwork - A Whisp Of The Atlantic

Review

SOILWORK haben die drei Songs ihrer „Feverish“-Trilogie zusammen mit zwei weiteren Songs zu einem EP-Paket geschnürt, welches sie uns nun knapp zwei Jahre nach der Veröffentlichung von „Verkligheten“ um die Ohren schicken. Allerdings ist EP ein dehnbarer Begriff, mit knapp 37 Minuten ist diese Langrille auf dem Niveau diverser moderner Core- oder Death-Metal-Scheiben und könnte auch als Album durchgehen. Einzig die ausschließliche Veröffentlichung als Vinyl oder Download, sowie die geringe Anzahl von fünf Songs deuten auf den Extended-Play-Charakter hin. Fünf Songs? Richtig, SOILWORK schicken mit dem Titeltrack „A Whisp of the Atlantic“ das längste SOILWORK-Lied aller Zeiten ins Rennen.

„A Whisp Of The Atlantic“ – SOILWORK satt

Der Titeltrack ist nämlich knapp siebzehn Minuten lang und übertrumpft damit das bis dato längste SOILWORK-Stück „Spirits Of The Future Sun“ vom Zweitwerk „The Chainheart Machine“ um über zehn Minuten. Laut Gitarrist David Andersson wurde die Band bisher wohl unterschätzt (ich frage mich von wem?) und er hegte den Wunsch, einen wahrlich monumentalen Song zu schreiben. Experiment gelungen?

Aber auf jeden Fall! Nachdem auf „Verkligheten“ die Einflüsse von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA doch stellenweise etwas zu deutlich wurden, so kommen SOILWORK bei „A Whisp Of The Atlantic“ wieder zurück in etwas härtere Gefilde. Generell sind die Schweden ja schon immer etwas unkonventioneller als manche ihrer Genrekollegen unterwegs gewesen, doch mit diesem Monumentalwerk werden alle Register gezogen. Schon die sehr stimmige Einleitung aus Akustikgitarre und Piano macht klar, welche Band hier am Werk ist. Die ersten Strophen, die Björn Strid dann zum Besten gibt, lassen einen etwas verdutzt zurück: so klang der SOILWORK-Fronter noch nie! Generell wird auf diesem Werk einmal wieder klar, was für ein Ausnahmesänger der Herr „Speed“ ist.

„A Whisp Of The Atlantic“ – Ist das noch Melodic Death Metal?

Oder ist das schon Progressive Metal? Letztlich ist das aber auch vollkommen egal, denn wer solch einprägsame Melodien schon vor dem ersten Refrain raushaut, der schert sich auch nicht um irgendwelche Genre-Einordnungen. Apropos Refrain: da drehen SOILWORK dann alle Regler auf Maximum und erreichen Härtegrade, die sie seit „Spectrum Of Eternity“ vom „The Living Infinite“-Doppelalbum nur noch selten vorweisen konnten. Was für ein Nackenbrecher! SOILWORK schaffen es, die kompletten siebzehn Minuten die Hörer und Hörerinnen bei der Stange zu halten und immer wieder neue Melodiebögen und Soli zu präsentieren, ohne dabei aber den Fokus zu verlieren. Genau so ruhig und atmosphärisch, wie dieses Monumentalwerk begann, endet es dann auch, nicht ohne noch ein bisschen bluesig zu werden, und hinterlässt einen sprachlos mit Blick auf die Repeat-Taste.

Es gibt da noch vier andere Lieder auf „A Whisp Of The Atlantic“

Und diese – und das ist eigentlich das einzige Problem dieser EP – sind gewohnt gute SOILWORK-Kost auf dem Niveau einer Band, die nie wirklich schlechte Alben veröffentlicht hat. Die „Feverish“-Trilogie plus ein weiterer, neuer Song ergänzen „A Whisp Of The Atlantic“, welches dadurch wirklich wie ein Album anmutet. Vielleicht hätte die Band die Anordnung der Songs umdrehen sollen, denn wenn der Titeltrack zum Schluss käme, würde man nach dem Feuerwerk, was dieses Werk ist, die Eindrücke von eben jenem noch besser aufsaugen können.

SOILWORK ist das Unterfangen, den „monumentalsten Song“ ihrer Karriere zu schreiben definitiv gelungen. „A Whisp Of The Atlantic“ vereint alle Trademarks der Band und wird die Fans mehr als zufrieden stellen, da es sich definitiv um einen, wenn nicht den besten Song ihrer Karriere handelt. Leider mutieren dadurch die anderen Lieder etwas mehr zum Beifang, als sie es ohne die Gegenwart dieses Stückes wären. Das ist jedoch Meckern auf höchstem Niveau. Chapeau, SOILWORK!

27.11.2020

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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