Soilid - Into The Ruins

Review

Warum klingt eigentlich gefühlt jede zweite Metalcore-Band mit Hardcore-Anleihen nach PARKWAY DRIVE? Das ist nicht individuell, frisch oder sonstwas. Es nervt, wenn man jedes Mal dasselbe aufgewärmte Süppchen serviert bekommt. Heute haben wir eine Platte vor uns, die genau in diese Kerbe schlägt. Nämlich das zweite Album der deutschen Band SOILID, genannt „Into The Ruins“. Harte Worte, die nicht im Einklang mit der Wertung zu stehen scheinen. Was machen SOILID also anders als die Scharen an Genrekollegen, die genau diese Musik zelebrieren?

SOILID – Abklatsch oder Abriss?

Auf den ersten Blick machen SOILID auf „Into The Ruins“ tatsächlich nichts anderes als benannte Genrekollegen. Auf den zweiten Blick sind die Kompositionen, die die Deutschen zu bieten haben, zwingend geschrieben, druckvoll produziert und machen Laune. Dazu kommt, dass man den fünf Musikern deutliche Ambitionen an ihren Instrumenten attestieren muss. Alle Songs werden auf einem technisch hohen Niveau präsentiert und wenn die Gitarristen Christoph und Pat ein ums andere Mal in hoher Geschwindigkeit agieren und neben vielen Ohrwurm-Leads ihre fetten Soli auspacken, staunt man als Hörer nicht schlecht. Doch reicht das, um die zum Teil fehlende Individualität auszugleichen?

Individualität? Nein. Spaß macht’s trotzdem!

Jein. Wie bei vielen Alben kommt es bei „Into The Ruins“ schlicht auf den persönlichen Geschmack des Hörers an. Erwartet man von SOILID eine Revolution im Genre, großartige Experimente oder noch nie dagewesene Kompositionen, wird man ohne Frage enttäuscht. Möchte man sich allerdings vierzig Minuten die Rübe von hammerharten Riffs, polternden Drums und einem angefressenen Sänger einschlagen lassen, ist man bei SOILID an der richtigen Adresse. Denn eins kann der Fünfer besonders gut: Ohne Gnade, ohne Pause und mit einer feurigen Hitze aus allen Rohren feuern. Ob es nun so melodische Songs wie der Opener „Alone“ sind, der insbesondere Im Refrain durch melodische und sitzende Leads überzeugt, oder brachiale Gossenhauer  wie „Live Fast, Die Young“, die gerade in ihren Midtempo-Momenten überzeugen und Reminiszenzen an den Neo-Thrash aufweisen.

Auch die Abwechslung kommt auf „Into The Ruins“ nicht zu kurz. Deutlich wird das in Titeln wie „Parasite“. Anfangs mit vertrackten Riffs aufwartend, nimmt der Song immer weiter an Fahrt auf, bis die Knüppelei in kurze, offene Akkorde mündet, die alsbald von Midtempo-Riffs abgelöst werden. Insbesondere gegen Ende kann „Parasite“ überzeugen, da hier noch einmal alle Register gezogen werden. Schön ist auch der Wechsel in das folgende „Eternal War“, das im Vergleich zum Vorgänger eine ganze Ecke melodischer rüberkommt und dadurch einen guten Kontrast zu „Parasite“ bildet.

Gut, nicht gut, was denn nun?!

SOILID haben mit ihrem Zweitwerk „Into The Ruins“ kein Werk für die Ewigkeit und schon gar kein Meisterwerk der individuellen Musikkunst geschaffen. Das ist ein Fakt – ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Musik, die SOILID abreißen, auf einem außerordentlich hohen technischen wie kompositorischen Niveau präsentiert wird. Gerade das macht „Into The Ruins“ interessant und tröstet über die oft fehlende Individualität hinweg. SOILID müssen in Zukunft mehr an den Alleinstellungsmerkmalen ihrer Musik arbeiten, dann könnten sie den Großen des Genres irgendwann wirklich gefährlich werden.

Für den Moment ist „Into The Ruins“ ein gutes Album, das Freunde des Genres mit Sicherheit zufriedenstellen wird. Wir können gespannt bleiben, wie sich diese Formation in Zukunft entwickeln wird.

01.07.2016
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