Soen - Tellurian

Review

Hinter der schwedischen Band SOEN steckt Drummer Martin Lopez, der hier ähnlich seiner ehemaligen Mitstreiter bei OPETH seine Vorliebe für progressive Klänge auslebt – und das analog zu derer jüngsten Entwicklung ganz ohne Todesgrunzer und nur ansatzweise metallisch. Wurde das erste SOEN-Album hauptsächlich mit TOOL verglichen, drängt sich diese Parallele bei Album Nummer zwei nicht notwendigerweise auf. Überhaupt sind es zwei davon unabhängige Merkmale, die bei „Tellurian“ hervorstechen: Das ist einerseits der harmonische Gesang von Joel Ekelöf, andererseits das hervorragende und abwechslungsreiche Schlagzeugspiel von Martin Lopez selbst. Was der Mann an seinem Drumkit veranstaltet, ist schon ganz große Kunst.

Das gilt auch für die Songs auf „Tellurian“, jedenfalls teilweise. SOEN erschaffen immer wieder schöne Harmonien, wie im melancholischen „Pluton“ oder dem vergleichsweise vehementen Opener „Tabula Rasa“. Ab und zu ziehen SOEN aber auch das Tempo an, und dann darf Lopez schon mal Double-Bass-Drums spielen und Gitarrist Joakim Platbarzdis vertrackte Gitarrenriffs darüber weben, wie beispielsweise in „Kuraman“. Wobei aber keiner der Tracks durchgängig ein Tempo hält, sondern immer wieder Wendungen bereithält.

Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann den, dass nicht alle Songs die Spannungskurve aufrecht erhalten können: „The Words“ verliert zwischenzeitlich zu sehr an Fahrt, und in „Void“ und dem abschließenden „The Other’s Fall“ verzettelt sich die Band ein wenig in der auferlegten Progressivität. Ohne Textblatt ist das leider oft nur der halbe Musikgenuss. Zudem driftet Sänger Joel Ekelöf manches Mal zu sehr ins Weinerliche ab, was den Songs ein wenig ihre Selbstsicherheit nimmt. Und die ist durchaus angebracht, angesichts des instrumentalen Könnens und der vorhandenen kompositorischen Kniffe. Somit ist „Tellurian“ sicherlich kein Album, das in entsprechenden Kreisen ein Erdbeben verursacht, aber dennoch ein Album, das Progressive-Rock-Fans antesten sollten – nicht nur aufgrund des großartig gestalteten Covers.

26.11.2014

- Dreaming in Red -

Exit mobile version