Soen - Atlantis (Live)

Review

Galerie mit 19 Bildern: Soen - Summer Breeze Open Air 2023

Im Zeitalter von COVID haben sich Dinge wie Streaming-Konzerte ohne Publikum schnell mit großem Erfolg etabliert. Zu sehr gierten die Fans danach, wenigstens ein bisschen Konzertfeeling zu erhaschen, und sei es nur daheim vor dem TV. Trotzdem werden längst noch nicht alle gestreamten Konzerte im Nachhinein auf DVD veröffentlicht, und das mit gutem Grund. Es kann mitunter ganz schön langweilig sein, Musikern im Studio beim Musik machen zuzugucken und -hören, wenn dort nichts weiter sonst passiert.

Ein Beispiel für solch eine Gratwanderung ist “Atlantis“ von SOEN. Die fünf Musiker der schwedischen Supergroup haben sich im Dezember 2021 im Titelgebenden Atlantis Grammphon Studio in Stockholm eingefunden, um ihre Songs auf eine ganz spezielle Weise mit einem achtköpfigen Orchester neu zu arrangieren und präsentieren. Das Ergebnis dieses Streams wurde aufgezeichnet und im November 2022 auf CD und DVD veröffentlicht, um 10 Jahre SOEN angemessen feierlich zu begehen.

SOEN feiern zehnjähriges mit Live-Album und DVD

Das Album startet mit wunderschön arrangierten Versionen von “Antagonist“ und “Lunacy“, der geneigte Zuhörer wünscht sich spätestens jetzt einen Kamin, eine Tasse beliebiges Heißgetränk und Schnee vor dem Fenster, um in aller Ruhe mit geschlossenen Augen zu genießen.
Nicht immer schaffen SOEN jedoch den Spagat zwischen Neuinterpretation und Original. So sind einige der Songs, die schon im Original eher soft und langsam gehalten waren, mit dem Orchesterarrangement noch schöner und nachdrücklicher geworden. Ein hervorragendes Beispiel ist hier “Lotus“ vom gleichnamigen 2019er Album, bei dem der wiederholte Druck auf die Repeat-Taste vorprogrammiert ist.

Jedoch liegt es vielleicht auch an der Reihenfolge der Songs, dass ab Song 4, dem extra für dieses Album neu aufgenommenen Track “Trials“, ein wenig Eintönigkeit Einzug hält. So reihen sich mit “Trials“, “River“, “Jinn“, “Illusion“, “Modesty“ und “Lucidity“ sechs Songs aneinander, von denen vier in ihrem reduzierten Gewand sehr gediegen und mit einer ähnlichen Stimmung und ähnlichem Tempo daherkommen. Die Ausnahmen bilden hier das sehr kraftvoll geratene “Modesty“ und das großartige “Jinn“, dem das Klassikgewand extrem gut zu Gesicht steht, und das davon vor allem in der Schlussphase enorm profitiert.

“Atlantis“ erhebt sich feierlich aus den Wellen

Ab dem letzten Drittel ändert sich dies mit “Savia“ spürbar. Dies liegt zum einen daran, dass wieder mehr Druck und Kraft hinter den Songs steckt, mit “Lascivious“ ist eine weitere etwas schnellere Nummer dabei, die mit Orchesterbegleitung besonders viel Spaß macht. Zum anderen haben SOEN noch ein besonderes Ass aus dem Ärmel gezogen und eine wundervolle Coverversion von SLIPKNOTs “Snuff“ gezaubert. Wer den Song im Original nicht kennt wird vermutlich erst einmal auch nicht darauf kommen, dass es ein Cover ist. SOEN haben den Song erfolgreich zu ihrem Song gemacht, wie es sich für ein gutes Cover gehört.

SOEN – lieber klassisch und gediegener, oder wie gewohnt mit Wumms?

Wer SOEN lieber in der härteren, kraftvollen Variante hört und grundsätzlich eher die Songs abfeiert, die härter und temporeicher sind, wird mit “Atlantis“ vermutlich so seine Startschwierigkeiten haben. Wer sich jedoch bereits zu Anfang mit Kuscheldecke und Heißgetränk zum Genießen auf die Couch verzogen hat, wird vermutlich bis zum Schluss schwelgen. Gründe dafür liefern SOEN auf “Atlantis“ genug.

12.12.2022

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