Snake Tongue - Raptor's Breath

Review

SNAKE TONGUE ist der falsche Name für diese Band. Was dem Hörer auf deren Debüt „Raptor’s Breath“ vor den Latz geknallt wird, klingt eher nach Elephant Feet oder Rhino Rage. Der Titelsong tänzelt angriffslustig in die Anlage und tritt dann böswillig akustisch die Tür ein. Die gewählten Waffen sind irgendwas zwischen Sludge, urigem Punk und Math-Rock, obendrauf noch eine ordentliche Schippe Hardcore, vorher schön mit Groove eingeschmiert. Dabei kommen SNAKE TONGUE aus Schweden, aber nix hier mit typischem Göteborg-Style oder gar Taka Tuka Land.

Vehemenz ist der passenden Ausdruck, um SNAKE TONGUE zu beschreiben. Umgangssprachlich gesagt: Die Band drückt wie Sau. „In Stone“ oder auch „Altar“ erreichen die Herren schon fast die musikalische Durchschlagskraft von NAPALM DEATH, nur eben mit Hardcore-Schlagseite. Die Platte klingt nach viel Schufterei, die Riffs schrauben, hacken und sägen sich angestrengt durch die knapp 28 Minuten. Für „Lashes“ holen Drummer und Gitarristen den schweren Vorschlaghammer raus, die Schläge kommen träge aber präziser. Intensiv und akzentuiert bringen SNAKE TONGUE ihre Botschaft an den Hörer und vermittelt das Gefühl einer sich langsam zuziehenden Schlinge, inklusive entsprechend flacher Atmung. Vieles ist noch zu dicht gestrickt auf „Raptor’s Breath“, aber wenn der Knoten unvermittelt platzt, dann sind SNAKE TONGUE unverhältnismäßig stark und zwingend. Es handelt sich hier definitiv um eine dieser Platten, die man selbst nach 3 Durchläufen noch nicht wirklich auf dem Schirm hat, die einen aber in einem Jahr überraschend umhaut, weil man erst dann entdeckt wie stark sie eigentlich (wirklich) ist. Der klaustrophobische Sound wird beispielsweise erst als unsauber empfunden, passt dann aber genau wegen seiner undurchlässigen und verwaschenen Art zum Sound von SNAKE TONGUE.

SNAKE TONGUE wagen sich erst mit dem Schlusssong „The Narcissist“ aus ihrer Komfortzone. Orientalische und mystisch anmutende Klänge, lassen plötzlich eine bis dato ungeahnte Kreativität und Weite erahnen, die die Schweden anscheinend bis dahin lieber für sich behalten wollten. MELECHESH meets Sludge, was für ein beeindruckender Abschlussgruß. „Raptor’s Breath“ klingt äußerst vielversprechend und die kurzweilige Nackenklatsche wiegelt ordentlich auf und macht Bock auf mehr. Aufgrund mangelndem Variantenreichtum können SNAKE TONGUE nicht mehr Punkte einheimsen. Was nicht ist, kann ja noch werden. Auf jeden Fall weiter beobachten, die Grima-Boys!

11.03.2016

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