Slugdge - Esoteric Malacology

Review

Meine Fresse, da ist mit dem vierten Album „Esoteric Malacology“ der britischen Death-Metal-Band SLUGDGE doch im März diesen Jahres ein richtiger Kracher erschienen, den wir sträflich an uns vorbeischleichen haben lassen. Aber solange wir noch mit einem Bein im alten Jahr stehen, schadet es ja nicht, dies noch mal aufzuarbeiten. Denn mit dieser Platte zeigen die Briten, wie Death Metal der anspruchsvolleren Sorte klingen kann – ganz ohne zielloses Gewichse, ganz ohne Anbiederung an bekannte Bands, einfach nur richtig, richtig gut.

Die Band ist aus einem Projekt heraus entstanden, das angeblich als Antwort auf die zahlreichen, irgendwie nach Tieren benannten Sludge-Bands ersonnen worden sei. Und auch wenn sich Sludge bei SLUGDGE hier und da sicher irgendwo hineininterpretieren lässt, halten die Briten dennoch die Death-Metal-Fahne hoch empor, bereichern diese nur eben mit Elementen aus Black, Tech- und Progressive Metal. Das hat die Band über ihre ersten drei Alben als Duo in Eigenregie vollbracht. Und erst um die Zeit der Veröffentlichung von hiesig vorliegendem „Esoteric Malacology“ wuchs das frisch bei Willowtip gesignte Duo nach und nach zu einem Quartett heran – die Zeichen stehen auf Sturm.

SLUGDGE decken einen großen Bereich ab

Beim Blick auf die Trackliste mag man natürlich ein bisschen ins Zweifeln geraten, ob hier wirklich ernst zu nehmende Kost vorliegt. Allesamt Wortspiele auf bekannte Bandnamen, Song- oder Albentitel („Salt Thrower“ z. B.), trügt der Schein jedoch über ein wuchtiges Langeisen hinweg, das eine ganze Reihe an Facetten im Todesblei abdeckt, ohne sich dabei zu sehr in reinem Eklektizismus zu verlieren. „Esoteric Malacology“ bringt den Hörer durch verschiedene Stimmungen und Intensitäten, bewahrt sich dabei jedoch zu jeder Zeit einen einschlägigen Wiedererkennungswert, der sich postwehend auf der Platte einstellt.

Schön lässt sich das beim eröffnenden Doppel bestehend aus „War Squids“ und „Crop Killer“ beobachten. Jaja, die Puns mögen im ersten Moment abschrecken, aber an der Musik selbst ist nichts Lachhaftes. Der Stoff hat massenhaft Fleisch auf den Rippen dank einer kraftvollen, kantigen Produktion, welche die Tracks mit reichlich Wucht und Kontur durch den Äther blasen lässt. Und doch bringen die besagten Tracks unterschiedliche Vibes auf den Tisch. So ist der Dosenöffner „War Squids“ ein brachialer Stampfer mit monströsen Grooves und pumpenden Riffs, während „Crop Killer“ in zerebralere, vielschichtigere Prog-Death-Gefilde vordringt.

„Esoteric Malacology“ bleibt dennoch erfrischend konsistent

In diesen vielschichtigen Passagen kommt der Klargesang zum Einsatz, der zwar für sich genommen keine Ohrenweide darstellt, stimmungstechnisch aber wunderbar hinein passt und den Songs, in denen er zum Einsatz kommt, etwas fast schon Okkultes verleiht, wenn er wie in „Putrid Fairytale“ nicht gerade bei der Verteilung von melodischeren Backpfeifen behilflich ist. Der Eindruck des Okkulten stellt sich eigentlich immer dann am stärksten ein, wenn sich SLUGDGE zu monumentalen Höhen aufschwingen wie in „The Spectral Burrows“ oder im Rausschmeißer „Limo Vincit Omnia“. Schön ist vor allem, dass diese Passagen den Tracks zu kaum einer Zeit den Wind aus den Segeln nehmen.

Und das haben die Briten dem hervorragenden Songwriting zu verdanken, mit dem sie sämtliche Facetten des Sounds dramaturgisch sinnig miteinander verweben. So bleibt „Esoteric Malacology“ durchweg konsistent, erlaubt sich dabei kaum irgendwelche Durchhänger und hält die Spannung über seine lange Spielzeit von fast einer Stunde durchgehend. Das alles unter einen ernsthaften Hut mit Tiefgang zu bringen und dabei noch etwas Humor für nebenbei über zu haben verdient Respekt. SLUGDGE verbinden mit ihrem Death Metal Härte mit Tiefe, Vielschichtigkeit mit Effizienz, Progressivität mit Eingängigkeit – und das Ergebnis spricht für sich.

Wer’s verpasst hat (so wie wir), sollte das unbedingt nachholen.

31.12.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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