Slipknot - 9.0: Live

Review

Das nenne ich mal eine cooles Intro! Ein Sprecher kommt auf die Bühne und verkündet: „Ladies and Gentleman, due to unforseen circumstances SLIPKNOT will not perform this evening…!“ Und kaum regt sich das Missfallen der gerne als „Maggots“ bezeichneten Fanschar, donnert schon „The Blister Exists“ aus den Boxen. Hehe, sauber verarscht, sage ich da nur!

Anyway, über die Relevanz dieses ersten Livealbums nach vier mehr oder minder regulären Studioalben des Iowa-Neuners möchte ich nur wenige Worte verlieren. SLIPKNOT sind mittlerweile in einer Größenordnung angelangt, in der die gängige Major-Marketing-Schiene greift, weswegen solche Veröffentlichungen unausweichlich werden. Diese Scheibe kaufen und somit über ihre Notwendigkeit entscheiden müsst immer noch IHR. Diskussionen über das Für und Wider sind somit hinfällig.

Hierbei muss man den Maskenträgern und ihrem Plattenlabel jedoch zugute halten, dass sie den Fans etwas bieten. Keine lieblos aneinander geklatschte Sammlung von schlecht mitgeschnittenen Stücken wandert über die Ladentheke, sondern ein fettes Doppelalbum mit insgesamt 24 Songs samt einem ansehnlichen, 24 Seiten starken und mit coolen Fotografien versehenen Booklet. Über den Faktor „value for money“ braucht man sich demnach nicht zu beschweren. Hinzu kommt, dass auf dieser Platte wenig bis gar nichts geschönt ist. Wer diese Chaostruppe schon mal on stage bewundern durfte, weiß, dass sie absolut keine Kompromisse eingehen. Wenn neun Freaks kollektiv ausrasten, ist von vornherein unausweichlich, dass in punkto Sauberkeit des Spiels nicht alles glasklar rüberkommt. Und genau das bringt das während der letzten World Tour mitgeschnittene „9.0: Live“ perfekt auf den Punkt. Ein gottverdammt roher Sound fernab jeglicher Overdubs, der auch dank des im richtigen Verhältnis beigemischten Publikums ein authentisches Livefeeling vermittelt, reißt trotz seiner gelegentlichen Unsauberkeiten sämtliche Barrieren und Wellenbrecher nieder. Hinzu kommt ein souverän die Menge dirigierender Corey Taylor, der genau weiß, was er wann zu sagen hat, um Stimmung zu erzeugen und Kraft freizusetzen. In punkto Songauswahl gibt es bei einem Doppelalbum natürlich rein gar nichts zu meckern. Alle essentiellen Tracks und ein paar Überraschungen wie das zum Glück immer noch nicht aus der Setlist gestrichene „Purity“, die Brachialexplosion „Everything Ends“ oder das sehr selten gespielte „Skin Ticket“ kommen zur Geltung. Ob allerdings auf CD ein Drum Solo, das auf DVD mit Jordisons beweglichem Kit ohne Zweifel zu einem der Höhepunkte zählt, sein muss, sei dahingestellt.

Fest steht, dass „9.0: Live“ für Fans der Sickos garantiert keine Enttäuschung darstellen wird. Und außer Fans kauft sich sowieso niemand Livealben! Deswegen: Daumen nach oben, Ausrufezeichen!

23.11.2005
Exit mobile version