Ich glaube mit SLEEP OF THETIS wurden die offiziellen Nachfolger von EVANESCENE und Co. Gefunden! Die Italiener bringen einfach das mit, was eine Erfolgsstory bei der großen Masse voraussetzt. Weiblicher Gesang, der von der engelhaften Dame Silvia Viglione dargeboten wird, Songs, die bereits beim ersten Hören im Schädel bleiben. Um solch eine Granate zu entwickeln hatten die fünf Musiker aber auch Zeit genug. Bereits im Jahr 1998 kam das erste Lebenszeichen der Band an den Start. Seit dem haben sich die Italiener stetig weiterentwickelt und präsentieren mit „Thin Limits“ ihr wohl ausgereiftestes Werk.
Schon der geniale Opener „From Heaven“ macht klar, woher die Vergleiche mit EVANESCENE herkommen. Nun, da die Band noch recht independent ist, kommen die Gitarren natürlich viel fetter rüber, als bei einer dieser weichgespülten Radionummern. Die Musik hört sich nach richtig geilem Gothic Metal an und kann, wenn die Band die Leute erreicht, neue Käuferschichten erlangen. Track Numero due „Best For Me“ hört sich im ersten Moment ein wenig nach RAMMSTEIN an. Die Keyboards und der stampfende Rhythmus vermitteln eine unheilvolle Grundstimmung. Auch bei diesem Song singt Silvia engelsgleich und verbreitet unweigerlich ihren Charme. Das ruhiger beginnende „My Worst Enemy“ artet in ein noch powervolleres Stück aus. Hierbei wird erneut gezeigt, dass die Band zeitgemäß, aber nie so modern klingt, dass klassische Metal- und Gothic-Fans verschreckt werden. Geile Nummer! Dass die Musiker auch von anderen Einflüssen geprägt sind als lediglich vom Metal, zeigt sich bei „Learning“. Das jazzige Stück ist eins der ruhigeren Songs des Silberlings. Doch selbst genrefremde Musik singt Silvia ohne Probleme.
Die nächste Hitsingle hat die Band mit „The Choice“ kreiert. Beim Gesang kommt Bassist Nicola Cozzi zum Einsatz. Zu keiner Sekunde merkt man, dass es sich um eine Band handelt, die aus einem nicht englischsprechenden Land kommt. Akzentfreier, überzeugender Gesang. Genial. Auch bei „Liar“ singt der Bassist seinen Part. Vom Grundgerüst und Gesang her könnte der Track auch aus dem Hause RED HOT CHILI PEPPERS stammen. Hört es euch an! Mit dem Song „Flesh And Bones“ hat sich die Band prominente Unterstützung in Form von Jason Bieler (SAIGON KICK) geholt, der den Song schrieb. Natürlich dürfen auf so einem Output wie diesem die Balladen nicht fehlen. Okay, „The Gift“ ist vielleicht keine reine Ballade, aber geht definitiv in die Richtung. Und gemessen am Rest des Albums, kann man wirklich von einer Ballade sprechen. Das wunderschöne „Water“ überzeugt nicht nur dank der Sängerin, sondern auch durch die ausgefeilte Gitarrenarbeit. Anspieltipp. „Shelter“ ist zwar ein guter Song, im Gegensatz zu den anderen Monstertracks kann er leider nicht anstinken. Das ruhige „Back Again“ ist das melancholischste Stück des Albums. Die besinnliche Nummer hat eigentlich schon Pop-Charakter. Daran ändert sich mit „Roles“ auch nichts. Dieser seichte Song ist eigentlich das Gegenteil von den sonst so gitarrendominierten Tracks. Die letzten beiden Stücke zeigen demnach eher die ruhige und poppige Seite der Band. Vielleicht gewollt, vielleicht aber auch nur Zufall.
Bei diesem Album stimmt (fast) alles. Die Songs sich abwechslungsreich, kurzweilig und durchaus eingängig. Der Zugang findet demnach sofort statt. Die einzige Gefahr besteht darin, dass man sich „tot hört“ an den einzelnen Tracks. Ein Minuspunkt noch für die zwei etwas schwunglosen Stücke am Ende der Scheibe. Hätte die Band sich eventuell schenken können. Nichts desto trotz, genießt dieses Album wie einen guten, teuren Whisky: Ab und zu ein Schlückchen, doch nie die ganze Dröhnung.
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