Slayer - Show No Mercy

Review

Frage: Was sagt es über unsere Credibility aus, dass wir als metal.de noch keine Review von “Show No Mercy” im Archiv haben? Hallo, es sind immerhin fuckin’ SLAYER! Gegenfrage: Kennt das Album nicht eh jeder Mensch, der sich mit Metal auseinandergesetzt hat, vom Novizen bis zum Guru? Enthält das Album nicht zehn fundamentale Klassiker und Wegbereiter des Thrash, Speed und Black Metals, also großer Teile des gesamten Heavy Metals schlechthin und kann von den meisten im Schlaf rückwärts mitgeknurrt werden? Dem ist wohl so, doch ist es nie zu spät, auch noch den letzten Meilenstein zu würdigen und so widmen wir uns diese Woche eben dem Debüt von SLAYER.

Juvenile Perfektion in Vollendung

Araya, King, Hanneman und Lombardo waren jung und sie wollten es wissen. Die damals als Nonplusultra der Krassheit geltenden VENOM wollten sie in Sachen Geschwindigkeit und Bösartigkeit übertrumpfen, nachdem sich SLAYER in frühesten Anfangstagen eher von klassischen Metal-Bands à la IRON MAIDEN und MERCYFUL FATE beeinflussen ließen. Von diesen Einflüssen zeugt “Show No Mercy” noch deutlich und nimmt damit eine Ausnahmestellung in der Diskografie der Thrasher ein. Das in seiner Vertracktheit zu Beginn an MERCYFUL FATE erinnernde “Metal Storm / Face The Slayer” sind für das Gesamtschaffen der Band ebenso untypisch wie die Twin Leads in “Crionics”. Beide Songs zählen aber zu den absolut langlebigsten und interessantesten Songs im Fundus von SLAYER.

Vor allem aber muss der Mensch “Show No Mercy” für seine radikale Bösartigkeit feiern, die so wohl nur von einer Band kommen kann, die sich mit einem Bein noch in der Adoleszenz befindet. SLAYER sind das völlig entfesselte Böse, wie der Opener “Evil Has No Boundaries” postuliert und lassen damit METALLICA, die ebenfalls 1983 debütieren, wie eine freundliche Sunset-Strip-Band wirken. “The Antichrist” und “Black Magic” hauen sogar noch ein paar Fuhren Bösartigkeit obendrauf, während “Fight Till Death” bereits ein frühes Beispiel von Blackened Thrash darstellt. Mit dem kultigen “Tormentor”, “Die By The Sword” “The Final Command” und dem abschließenden Titelsong gibt es noch vier weitere, unverzichtbare Klassiker der Metal-Geschichte, von denen lediglich “The Final Command” ein bisschen weniger eindrucksvoll ist.

Die beste SLAYER-Platte?

Klar kann man jetzt ewig und ergebnislos diskutieren, welcher Stellenwert “Show No Mercy” im Schaffen von SLAYER zuteil wird. Als Debüt einer steilen Karriere sicherlich von Natur aus schon ein sehr hoher. Gemeinsam aber mit dem noch dunkleren (und progressiveren) Nachfolger “Hell Awaits” jedoch steht ihr Erstling für eine unbändige Kreativität, die später oft zugunsten einer eher planvollen und entworfenen Ausrichtung der Alben ab “Reign In Blood” verloren ging. Sei’s drum, muss natürlich jeder Mensch für sich entscheiden.

Um die Einleitung wieder aufzugreifen, sei an dieser Stille voll bittersüßer Selbstironie die sich vor kurzem zugetragene Geschichte erwähnt: Ein guter Freund und ich, beide irgendwann in Jugendtagen, die jedoch in unterschiedlichen Jahrzehnten stattgefunden haben mit “Show No Mercy” in Kontakt geraten, sitzen nach unserem ersten Post-Pandemie-Konzert bzw. Festival in einer der Kneipe gegenüber. Nach dem soundsovielten Getränk wurden wir schrittweise möglicherweise etwas elitär, sodass wir uns tierisch drüber aufregten, dass der DJ “The Final Command” und NICHT “Crionics” gespielt hat. Einig und in vollem Ernst. Nach zwei Dritteln des Songs stellen wir beschämt fest, dass der Song TATSÄCHLICH “Crionics” war. So viel zum Thema, die Platte kann jeder im Schlaf mitflöten … Aber lasst uns doch gern wissen, welche Erinnerungen ihr mit der Platte verbindet!

11.05.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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