Slavery - Lost Reality

Review

Was sich der gute Hieronymus Bosch damals so alles reingezogen hat, um derart abgepfiffene Sachen zu malen, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Wahrscheinlich waren’s Printen, so stammten seine Vorfahren doch aus Aachen. Was es auch gewesen sei, Salvador Dali hätte drauf gewichst, der alte, große Masturbator! Was dann dabei herausgekommen wäre: siehe Cover vorliegender Platte.

Wie beruhigend, dass die Tonkunst, welche uns auf “Lost Reality“ geboten wird, kein musikalisches Analogon zur bildlichen Gestaltung des Outputs darstellt. Power und Thrash Metal sind – und das weiß mittlerweile jeder Drittklässler – zudem wesentlich besser miteinander zu vereinen als Dali und Bosch. So gelingt dem schwäbischen Fünfer über weite Strecken eine recht anhörliche Legierung aus vorgenannten Metallen, auch wenn Nachhaltigkeit und Eingängigkeit wohl nicht mit auf der Einkaufsliste standen. Nach ein paar Durchläufen wird jedoch offenbar, dass man beide Hauptzutaten doch nicht gänzlich vergessen hat. So gerät vor allem der Titeltrack nach mehrmaligem Hörgenuss zu einer überzeugenden Nummer, deren Refrain sich fast schon hinterhältig ins Ohr schraubt. Aber auch “Theater Of Life“ weiß mit schmucker Melodie und prägnantem Riffing zu gefallen. Dabei orientiert man sich größtenteils an amerikanischen Vorbildern der älteren Schule, wobei aber gerade auf die dort oftmals sehr offensichtlichen Refrains verzichtet wird. SLAVERY liegen immer eine knappe Spur neben der Erwartungshaltung – und das ist hier spannender, als diese in jedem Moment zu erfüllen.

Ein weiterer Vorzug der Band ist deren Sänger. Der liegt auch schon mal neben gewissen Erwartungshaltungen, versteht es aber stets, die Songs mit seiner charismatischen Stimme ansprechend zu akzentuieren. So stellt “The Gunslinger“, bei dem Stimme, Songwriting und technische Ausführung am allerbesten zusammenpassen, das Highlight der Scheibe dar.

Leider lassen die Jungs es allzu selten heftig und schnell angehen. In dieser Hinsicht sticht nur das abschließende “Prajna“ heraus, welches mit harschen Death Metal-Vocals daherkommt, aber in Bezug auf Qualität im Songwriting dem übrigen Material nicht ganz auf Augenhöhe zu begegnen imstande ist. Hin und wieder fehlt einfach die Durchschlagskraft, die neben dem Mangel an Speed auch der etwas schlaffen Produktion geschuldet ist. Ein bisschen mehr Doppelbass pro Minute und den ein oder anderen Finger schneller übers Griffbrett gejagt… da würde noch mehr Spaß aufkommen.

Trotzdem haben SLAVERY ein gar feines Debüt abgeliefert und beweisen mit dem Sieben-Tracker, dass wir noch auf wahre Großtaten der Jungs hoffen dürfen.

Das nächste Mal sollte man nur Dali von allem fernhalten! Der saut sonst wieder alles ein…

12.01.2010

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