SLAPSHOT 2018: Auf dem Cover von „Make America Hate Again“ hat praktisch niemand ein intaktes Gebiss, Choke und seine Gang sind dennoch weit von der Zahnlosigkeit entfernt. Musikalisch und lyrisch wählen SLAPSHOT den ganz direkten Weg. „Make America Hate Again“ ist die gut 20-minütige Gegenthese zu Diskussion und Diplomatie. Und nach dem Subtext oder anderen studentischen Witzfiguren mag suchen, wer heimlich Philosophie-Blogs betreibt, TOCOTRONIC hört oder generell an das Gute im Menschen oder eine andere Wahrheit als die der Straße glaubt. Zwinkernde Augen werden resolut geschlossen. SLAPSHOT sind nicht die HANSON BROTHERS.
SLAPSHOT drücken dein Auge zu
„Make America Hate Again“ zelebriert Oldschool Hardcore, der sich wie eh irgendwo im Hinterhof-Gym zwischen WARZONE und … äh … den Prolo-Jungspunden BIOHAZARD die Gewichte raufkloppt. Das heißt, SLAPSHOT stürmen kraftstrotzend und praktisch ausnahmslos mit Vollgas und ohne irgendwelche „musikalischen“ Haken zu schlagen durch die Provokationen ihrer Welt. Jack Kelly brüllt monoton und mit aus Prinzip geschwollener Halsschlagader seinen Hass zu geradem Beat und catchy Riffs heraus und Angst ist angebracht. Punktuelle Abweichungen wie der epische und verbissen hymnisch an eine entsprechende SICK OF IT ALL-Atempause erinnernde Dreieinhalb-Minüter „It’s All About You“ oder die „One Last Chance“-Melodie in den letzten 30 Sekunden des Albums fallen insgesamt nicht groß ins Gewicht.
„Make America Hate Again“ garantiert Instant-Durchdrehen
Ein dezidiert politisches Album ist „Make America Hate Again“ trotz seines Titels dabei nicht. Im Visier sind Säufer, Egomanen und Heuchler, die in der Summe zwar durchaus auf prominente Zitatengeber bezogen werden könnten, insgesamt aber eher dem Privaten als dem Politischen entnommen zu sein scheinen. Dem Hass fehlt damit letztinstanzlich etwas die Spitze, wie den Songs bei aller Aggression etwas das wirklich Nachhaltige, das Heraushebende abgeht. SLAPSHOT liefern (auch) 2018 den Instant-Soundtrack zum hingebungsvollen Durchdrehen, nicht aber denjenigen zum Umkrempeln deiner verdammten Welt.
Wobei das öffentlich besser nicht kundzutun ist, gerade, wenn man den geifernden Sänger-Pitbull in den frühen Neunzigern auf der SEHR NAHEN Bühne erlebt und danach tagelang nur noch Wasser getrunken und nächtelang mit brennenden Licht geschlafen hat …
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