Skumring - De Glemte Tider

Review

Bitte Schusswaffen, spitze Gegenstände, Tabletten oder alles, womit man sich sonst noch was antun kann, ganz schnell wegräumen, denn hier kommen SKUMRING. Wenn ihr glaubt, dass irgendwann, irgendwie doch alles gut wird, dann wird euch „De Glemte Tider“ vom Gegenteil überzeugen. Das hier ist todtraurige Musik, die klingt, als hätten die Norweger schon vor längerer Zeit mit allem Diesseitigen abgeschlossen; gleichzeitig ist es aber auch wunderschöne, bewegende Musik, deren Faszination zumindest ich mich nur schwer entziehen kann.
Nennt irgendein Attribut, das ihr mit Doom verbindet, ihr werdet es im Sound von SKUMRING antreffen. Zwischen den einzelnen Snare-Schlägen kann man einmal ums Haus laufen, Akkordwechsel gibt’s ungefähr alle dreißig Sekunden, und eine erdrückende Melancholie liegt auf jedem einzelnen Ton. Der Vierer hockt dabei stilistisch genau in der Mitte des Doom-Genres, das in Richtung Metal durch Bands wie CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS und in Richtung totale Verdammnis von finsterstem Funeral-Doom begrenzt wird. Das Label bezeichnet das Ganze als „Atmospheric/Epic Doom“, was man durchaus so stehen lassen kann.
Neben dem sehr guten Gespür der Klampfenfraktion, wann man die Akustikgitarre auspacken und wann den Verzerrer anschmeißen muss, ist es vor allem Sängerin Cecilie, die den Reiz der Band ausmacht. Diese hat nämlich eine wunderbare, an die Irin Enya erinnernde Stimme, bei der man das Gefühl bekommt, die Dame werde jeden Moment sanft entschweben und auch nicht mehr zurückkommen. Überhaupt frage ich mich, wie man in so jungen Jahren (die Bandmitglieder sind zwischen 23 und 25) schon so schlecht drauf sein kann. Irgendwas muss da grundlegend schief gelaufen sein.
Da ich des Norwegischen nicht mächtig bin, kann ich leider nicht sagen, ob die Todessehnsucht, die SKUMRING musikalisch vermitteln, auch in den Texten durchscheint. Ich kann mir aber bei Songtiteln wie ‚Søvn‘ (zu Deutsch: „Schlaf“) oder dem Titeltrack, der übersetzt so viel bedeutet wie „die verlorene Zeit“, beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie allzu positiv sind.
„De Glemte Tider“ ist letztlich ein durch und durch gelungenes Debüt, das von Anfang bis Ende homogen wirkt und Freunde alter ANATHEMA-Schoten, die zusätzlich mit weiblich-entrücktem Gesang klarkommen, in depressive Verzückung versetzen wird.

08.02.2006

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