Skinny Puppy - Mythmaker

Review

Die industrielle Revolution in musikalischer Hinsicht begann schon vor annähernd einem Vierteljahrhundert, als die Electro-Industrial-Legende SKINNY PUPPY 1982 im kanadischen Vancouver von cEevin Key und Nivek Ogre gegründet wurde. Ohne diese beiden Namen gäbe es kommerziell heute fast erfolgreichere Bands wie NINE INCH NAILS, MINISTRY oder MARILYN MANSON wohl in der Form gar nicht. Schön somit, dass nach der achtjährigen Funkstille im Jahre 2004 das erstaunlich frische Comeback-Album „The Greater Wrong Of The Right“ bewies, dass mit dem Original mehr als zu rechnen bleibt, noch schöner aber, dass wir nur drei Jahre später mit „Mythmaker“ ein Album wie aus einem Guss geliefert bekommen, das die bei manchen Kollegen nicht zu erahnende Grenzenlosigkeit elektronischer Klänge erahnen lässt.

Wieder einmal wird hier höchst organisch und lebendig, aber auch mal unbarmherzig kalt arrangiert, mit verschiedenartigsten Emotionen und schlichtweg großartigen Sounds geglänzt. Unglaublich die traumwandlerisch sicheren Ohrwurm-Melodien im düster-melancholischen Roboter-Stimmgewand wie „haZe“ (natürlich wie Key’s Vornamen keinesfalls ein Schreibfehler) oder das ebenso zu Tränen rührende „jaHer“, das alleine mit Akustik-Gitarren und sphärischen Keyboards eine solch weite Stimmung verbreitet, das ihr die Stärke eurer aufkommenden Gänsehaut gar nicht mehr zu messen wagt. Doch die Meister Ogre (Gesang), sowie Synth-Meister Key und neuerdings auch Synth- wie Gitarren-beisteuernder Mark Walk wollen natürlich zeigen, dass die emotionale Ebene noch längst nicht alle Facetten ihres Sounds ausmacht, denn mit dem uptempo beat von „politikiL“, einem Song, der im kommenden Jackass-Video Game Verwendung finden wird, dürfte auch jeder Hart-Electro-Fanatiker seine Freude haben.
In die Fresse und doch mit der gewissen Portion an Raffinesse, einfach glorreich klaren, vielfältigen Sounds und multipel übereinanderragenden Rhythmuswechseln schießt einen nicht nur dieser Track in eine andere Umlaufbahn, da dürften zahlreiche Tanzwütige in ihrem Lieblings-Club völlig Raum und Zeit vergessen. Herrlich ironisch die penetrant in den Gehörgang geballerte Text-Zeile von Ogre: „Are You Up For The Suck?“, die auf die Halbwahrheiten hinweist, die uns die Medien tagtäglich vorkochen. Wenn wir schon dabei sind: Phantastisch diesbezüglich natürlich auch der abschließende Provokations-Track namens „ugLi“, dessen Refrain direkter nicht sein kann: „Jesus Wants To Be Ugly“. Ogre, ein weit größerer Denker, als viele wohl im ersten Moment annehmen, ist hier keinesfalls plakativ gegen jegliche Form von Spiritualität unterwegs, sondern prangert an, wie Religionen heutzutage als Kontrollmittel missbraucht werden.
Neben dem reinen musikalischen Unterhaltungswert kommt SKINNY PUPPY so nach wie vor eine außerordentliche Vorreiterrolle der mahnenden Zeitgenossen zu, die mit ihrem Sound auf höchst aktuellem Zeitgeschehen jeden Einzelnen aufwecken und mitreissen können. Die Kanadier sind und bleiben essenziell…

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25.01.2007

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