Skid Row - Slave To The Grind

Review

Was macht eine Glam-Metal-Band, die mit ihrer ersten Platte einen Millionenseller abliefert, der weltweit Top-Platzierungen in den Charts einfährt? Richtig, auf dem zweiten Album dreht sie den Härtegrad ordentlich nach oben, liefert anspruchsvollere, gesellschaftskritische Lyrics und nimmt in Kauf, damit den Mainstream zu verschrecken. Moment mal, was?! Wer würde auf so eine dämliche Idee kommen, wenn ein Nummer-Sicher-Album weitere Millionen auf dem Konto garantieren würde? Na, SKID ROW kommen auf eine solche Idee, als sie „Slave To The Grind“ aufnehmen.

SKID ROW liefern Stoff zum Headbangen

Das Zweitwerk der US-Amerikaner folgt 1991 nicht der sonst so oft geltenden Regeln, dass Metal-Bands mit jedem Album softer oder zugänglicher werden. Stattdessen trumpft das eröffnende „Monkey Business“ direkt mit Breitwand-Gitarrenriffs auf, die GUNS N‘ ROSES gerne in ihrem Repertoire hätten. Der Titelsong rückt anschließenden mit peitschenden Drums in fast schon thrashige Gefilde vor.

Trotzdem vergessen SKID ROW nie, dass Eingängigkeit eine ihrer größten Stärken ist. So versehen sie das treibende „The Threat“ mit einem mitreißenden Gangshout-Refrain, gleiches gilt für „Livin‘ On A Chain Gang“. „Psycho Love“ wiederum ist ein weiterer harter Banger, der vor allem mit aggressiven Gitarren punktet.

„Slave To The Grind“ besticht durch lyrische Reife

Wer bis hierhin die Balladen vermisst, die auf dem Vorgänger zu den größten Hits zählen, kann erleichtert aufatmen. Auf „Slave To The Grind“ gibt es gleich drei davon. Allesamt haben sie gemeinsam, wie gekonnt SKID ROW lyrischen und musikalischen Schmalz vermeiden.

Statt von in ihrem Genre üblichen Liebesgesülze erzählt „In A Darkened Room“ eine schmerzhafte Geschichte über Kindesmissbrauch. In „Quicksand Jesus“ setzt sich die Band mit den Themen Glauben und Spiritualität auseinander und „Wasted Time“ behandelt die langsame Selbstzerstörung des ursprünglichen GUNS N‘ ROSES-Schlagzeugers Steven Adler durch seine Heroinsucht. Ganz schön harter Tobak für eine Band, die einem Genre zugeordnet wird, das in erster Linie für den hedonistischen Lebensstil der Protagonisten bekannt ist.

Ein letztes Aufbäumen

Starke Songschreiben sind SKID ROW schon zu Zeiten ihres Debüts. Auf „Slave To The Grind“ verbinden sie diese Stärke mit einer Menge menschlicher wie musikalischer Reife – und eben einem erhöhten Arschtrittfaktor. 1991 honorieren die Fans das mit einigen weiteren Platinauszeichnungen und dem ersten Platz der US-Billboardcharts.

An den wahnsinnigen Erfolg des Vorgängers kommt die Platte trotzdem nicht ganz heran. Dafür stoßen SKID ROW zu vielen Menschen mit der Neusaurichtung vor den Kopf. Gleichsam markiert „Slave To The Grind“ das Ende der klassischen Ära der Band. Das folgende „Subhuman Race“ gerät aufgrund bandinterner Spannungen und dem veränderten musikalischen Klima Mitte der Neunziger zum Flop. Kurz darauf folgt die Trennung der Band von ihrem Ausnahmefrontmann, Sebastian Bach. Bis heute bestehen SKID ROW mit wechselnden Sängern weiter. An die immensen Erfolge ihrer Anfangstage können sie aber nicht mehr anknüpfen.

23.11.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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