Skid Row - Slave To The Grind

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 20 Bildern: Skid Row - The Gang's All Here Tour 2022

Was macht eine Glam-Metal-Band, die mit ihrer ersten Platte einen Millionenseller abliefert, der weltweit Top-Platzierungen in den Charts einfährt? Richtig, auf dem zweiten Album dreht sie den Härtegrad ordentlich nach oben, liefert anspruchsvollere, gesellschaftskritische Lyrics und nimmt in Kauf, damit den Mainstream zu verschrecken. Moment mal, was?! Wer würde auf so eine dämliche Idee kommen, wenn ein Nummer-Sicher-Album weitere Millionen auf dem Konto garantieren würde? Na, SKID ROW kommen auf eine solche Idee, als sie „Slave To The Grind“ aufnehmen.

SKID ROW liefern Stoff zum Headbangen

Das Zweitwerk der US-Amerikaner folgt 1991 nicht der sonst so oft geltenden Regeln, dass Metal-Bands mit jedem Album softer oder zugänglicher werden. Stattdessen trumpft das eröffnende „Monkey Business“ direkt mit Breitwand-Gitarrenriffs auf, die GUNS N‘ ROSES gerne in ihrem Repertoire hätten. Der Titelsong rückt anschließenden mit peitschenden Drums in fast schon thrashige Gefilde vor.

Trotzdem vergessen SKID ROW nie, dass Eingängigkeit eine ihrer größten Stärken ist. So versehen sie das treibende „The Threat“ mit einem mitreißenden Gangshout-Refrain, gleiches gilt für „Livin‘ On A Chain Gang“. „Psycho Love“ wiederum ist ein weiterer harter Banger, der vor allem mit aggressiven Gitarren punktet.

„Slave To The Grind“ besticht durch lyrische Reife

Wer bis hierhin die Balladen vermisst, die auf dem Vorgänger zu den größten Hits zählen, kann erleichtert aufatmen. Auf „Slave To The Grind“ gibt es gleich drei davon. Allesamt haben sie gemeinsam, wie gekonnt SKID ROW lyrischen und musikalischen Schmalz vermeiden.

Statt von in ihrem Genre üblichen Liebesgesülze erzählt „In A Darkened Room“ eine schmerzhafte Geschichte über Kindesmissbrauch. In „Quicksand Jesus“ setzt sich die Band mit den Themen Glauben und Spiritualität auseinander und „Wasted Time“ behandelt die langsame Selbstzerstörung des ursprünglichen GUNS N‘ ROSES-Schlagzeugers Steven Adler durch seine Heroinsucht. Ganz schön harter Tobak für eine Band, die einem Genre zugeordnet wird, das in erster Linie für den hedonistischen Lebensstil der Protagonisten bekannt ist.

Ein letztes Aufbäumen

Starke Songschreiben sind SKID ROW schon zu Zeiten ihres Debüts. Auf „Slave To The Grind“ verbinden sie diese Stärke mit einer Menge menschlicher wie musikalischer Reife – und eben einem erhöhten Arschtrittfaktor. 1991 honorieren die Fans das mit einigen weiteren Platinauszeichnungen und dem ersten Platz der US-Billboardcharts.

An den wahnsinnigen Erfolg des Vorgängers kommt die Platte trotzdem nicht ganz heran. Dafür stoßen SKID ROW zu vielen Menschen mit der Neusaurichtung vor den Kopf. Gleichsam markiert „Slave To The Grind“ das Ende der klassischen Ära der Band. Das folgende „Subhuman Race“ gerät aufgrund bandinterner Spannungen und dem veränderten musikalischen Klima Mitte der Neunziger zum Flop. Kurz darauf folgt die Trennung der Band von ihrem Ausnahmefrontmann, Sebastian Bach. Bis heute bestehen SKID ROW mit wechselnden Sängern weiter. An die immensen Erfolge ihrer Anfangstage können sie aber nicht mehr anknüpfen.

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23.11.2022

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7 Kommentare zu Skid Row - Slave To The Grind

  1. Nici67 sagt:

    Ein spektakuläres Album, für mich auf jeden Fall stärker als das Debüt! Ein Klassiker, v.a. Songs wie der Titeltrack oder In a darkened Room

    9/10
  2. nili68 sagt:

    Das Lied da oben ist ganz gut. Ich merk‘ mir die mal vor, wenn mir nach Abwechslung ist. Grob bekannt waren die mir natürlich schon, aber ich hatte da immer „18 and run“ (oder so) im Ohr. Letztens hatte ich was von STEELHEART gehört, was auch nicht so übel war. Gekonnt eingesetzt können diese Eierkneif-Screams schon was.. 😀

  3. doktor von pain sagt:

    Du meinst „18 and Life“ vom Debüt, da haben Skid Row noch typischen 80er-Jahre-Poserrock gemacht. Nicht schlecht für das, was es ist, aber mir persönlich gefällt „Slave to the Grind“ um Längen besser.

  4. nili68 sagt:

    Die Zeiten, wo ich meinem imaginären Metal-Ich was „beweisen“ muss, sind ja nun auch längst vorbei. Warum nicht Poser, Glam, Hair Whatever Rock/Metal.. wenn du verstehst, wie ich das meine. 😉 Darkthrone, Skid Row.. unter’m Strich ist das alles Rock’n’Roll, auch wenn „man“ da gerne immer mehr hinein dichten möchte.. 😉

  5. doktor von pain sagt:

    Schon klar. Ich höre heute auch zum Teil Sachen, die ich mir selbst mit 19 verboten hätte.

  6. nili68 sagt:

    Ich erinnere mich noch, als ich im Zimmer richtig fieses Extrem Metal-Zeug laufen hatte und meine Tante zufällig auf Besuch war und meinte „Sowas hab‘ ich früher auch gehört, Sweet und so..“ 😀 Die Jugend hält ihr Zeug immer für das Revolutionärste, was es gibt und wenn man nicht aufpasst gehört man irgendwann zum alten Eisen und denkt das immer noch. Ja, wahrscheinlich wird das auch so sein, Naturgesetz und so..

  7. Vlad_the_Impala sagt:

    Stein im Brett..

    9/10