Skelethal - Interstellar Knowledge Of The Purple Entity

Es gibt sie doch immer wieder – diese Momente, in denen man sich voller Elan in die guten alten Zeiten stürzt. Wobei all das auch immer ein Ritt auf glühenden Kohlen ist, der im schlimmsten Fall deftig in die Hose gehen kann. Als aktuelles Beispiel ist bei der Reunion-Platte von CENTINEX wohl eher von Rückschritt zu sprechen, während es dem französischen Duo SKELETHAL auf ihrer zweiten EP gelingt, den stickigen Geruch modriger Uralt-Särge zu konservieren. Nur aus Jon Whiplash (Drums, Bass) und Gui Haunting (Vocals, Gitarre) bestehend, erinnert die Band aus Lille derart orginalgetreu an die Anfänge europäischer Todeskultur, dass es dem Kuttenträger nur ein zufriedenes Lächeln zwischen den Bart zaubern kann.

Mit gerade einmal vier gut ausprägten und abwechslungsreichen Songs und einem CARNAGE-Cover (“Torn Apart“) ist “Interstellar Knowledge Of The Purple Entity“ natürlich viel zu kurz. Sowohl um ein umfassend zuverlässige Bewertung des Ganzen vorzunehmen, als auch rein von der Amüsement-Seite betrachtet, schließlich haben es die guten 20 Minuten hier bereits deftig in sich. Das kurze “Subterranean Sigh“ ist ein schwarzer Sog, kratzige Greifarme, die den Hörer in die Tiefe ziehen – inhaltlich und zeitlich. Danach Kompromisslosigkeit. In einem kalten, nassen Kerker hält man die Ideen von den Wurzeln SODOMs oder auch frühe Triebe schwedischer Machart gefangen und lässt diese punktuell durch einen waberndes Soundgewand hinaus.

Mal sind es herrisch düstere Momente, die streckenweise gar an Einflüsse aus dem Black Metal erinnern, dann wieder die wüste Thrash-Keule. Alles vielleicht nicht hundertprozentig ausgeklügelt, aber dafür aus dem Bauch heraus und ohne Gefangene. Wie der alte Mann aus der Nachbarschaft, der bei Erzählungen aus Kriegszeiten auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Ob die beiden Jungs von SKELETHAL diese Erfahrung im musikalischen Sinne tatsächlich mitbringen, wage ich zu bezweifeln, doch sie transportieren sie gewissermaßen mit ihrer EP “Interstellar Knowledge Of The Purple Entity“. Wenn man sich eines wünschen kann, dann ist es ein Full-Length, um dem spannenden Projekt tatsächlich mal richtig auf den Zahn zu fühlen.