Skarab - Skarab

Review

Eigentlich ist ja jetzt die Zeit des Sommerlochs und ich könnte sagen, auf die Zeitgeister ist Verlass, zumindest scheint es in diesem Jahr pro Quartal mindestens eine Veröffentlichung zu geben. Nur gibt es in diesem Jahr einfach keine Ruhephase, die Plattenfirmen schmeißen genauso viele Platten wie auch  in den anderen Jahreszeiten auf den Markt, aber auf Zeitgeister Music ist trotzdem Verlass. Vielleicht ist es aber gerade dieser VÖ-Flut geschuldet, dass SKARAB beinahe an mir vorbeigegangen wären oder aber, weil das Kollektiv immer noch nicht die Wertschätzung erhält, die es verdient.

Aber alles nur Randnotizen. Denn SKARAB ist gewohnt ungewöhnliche Kost, die zwar klar die Handschrift ihrer Erschaffer trägt und doch gänzlich eigenständig ertönt. Am ehesten würde ich es als Post-Progressive-Metal/-Rock betiteln, aber was sind schon Schubladen, gerade wenn es um eine Zeitgeister-Band geht? Genau, fast nichts wert. Denn erneut ist es die emotionale Ebene, die angesprochen wird, wo Songstrukturen (so hochwertig sie eindeutig sind) eine eher untergeordnete Rolle einnehmen und die schwermütige Endzeit-Stimmung die Oberhand behält. Es ist gar nicht leicht, wirklich auf einzelne Details zu achten. So vielseitig „Skarab“ auch ist, so viele Ausdrucksformen es für seine Trauer, sein Elend findet, so einheitlich wirkt es im Gesamtkontext. Ja, so mitreißend (oder eher hinabreißend) sind die bedrückenden, immer wieder wehklagenden Leads und so ergreifend aufwühlend der emotionale Gesang. Selten rütteln SKARAB etwas an ihrem eigenen Songgerüst und wirken dann beinahe locker, ohne es wirklich zu sein („The Rabbi Of Weeds“).  Die Stärken SKARABs offenbaren sich aber eher bei schwer im Magen liegenden Songs wie „Sculpting In Time“, „The Body Of A Graveyard“ oder „I Am The Winding Star“, die sich eher unscheinbar, dafür aber umso nachhaltiger in meine Gefühlswelt schleichen und sich mit ihrem kummervollen Charakter so unnachgiebig festbeißen, dass einem die auch noch so gute Laune vergeht.

Das machen SKARAB so stark, dass es schwer fällt, nach zwei Songs noch einen klaren Gedanken zu finden. Zwar reißt das Quartett mit ein paar aggressiven Ausbrüchen Risse in die fast durchgehende Lethargie, doch mehr als ein kurzer Rückweg in die Realität ist das nicht. Nein, „Skarab“ ist nicht immer leicht zu ertragen, aber genau das macht es zu einem ganz besonderen Album. Denn bei allem Talent, allem Können, gelingt es den neueren Zeitgeister-Projekten für eine Flut von überwältigenden Gefühlen zu sorgen, die einem beinahe die Sprache verschlagen. Das ist nicht nur respektabel, sondern vielmehr bewundernswert!

29.08.2012

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