Skånska Mord - Paths To Charon

Review

SKÅNSKA MORD – zu Deutsch „schonischer Mord“ – war bislang eigentlich das Feld von Krimiautor Henning Mankell und seiner Schöpfung, Kommissar Kurt Wallander. Jedenfalls schien letzterer bislang die einzig wirksame Waffe gegen die Entvölkerung dieses südschwedischen Landstrichs zu sein, egal wie brutal die Täter auch vorgingen. Aber Wallander ist längst in Rente, und wenn sich nun eine Band aufmacht, unter eben jenem Namen SKÅNSKA MORD die Bühnen Schwedens zu rocken, hat das nichts mit Brutalität zu tun. Was die fünf Musiker auf ihrem zweiten Album „Paths To Charon“ zelebrieren, ist angebluester Seventies-Heavyrock, der in der Tradition von – meinetwegen – BLACK SABBATH steht, wobei hier dieser Zusatz kommen muss: mit Bill Ward.

Also kein Maschinengewehrmassaker im Hafen von Ystad, sondern eher die undurchsichtige Masche, bei der Drogen, kaputte Schnapsflaschen, ein umgeworfener Tisch, Spielkarten und ein mit einer Patrone geladener Revolver eine Rolle spielen. Vielleicht auch das Brotmesser aus der Küche. Die genauen Umstände bleiben zunächst nebulös, und somit sind die Spannungsbögen über einen längeren Zeitraum angelegt. Ihr Handwerk verstehen die Musiker, ging SKÅNSKA MORD doch aus den beiden Bands HALF MAN und MOTHERCAKE hervor, beides im Underground respektierte Kapellen und teilweise schon seit den Achtzigern aktiv. Und in der Wahl der Mittel legen sie eine erfreuliche Vielseitigkeit an den Tag: Da gibt neben dem Blues- und Heavyrock-Fundament mal den dezenten Einsatz einer Mundharmonika („The Flood“), mal einen pointierten Orgeleinsatz („Laggåsen“), mal weiblichen Gesang („Addicts“) – und der ergänzt sich hervorragend mit der tollen Stimme von Frontmann Janne Bengtsson.

Bleiben die Songs, und die sind erfreulich gelungen. Jeder Track steht für sich, wartet mit netten Ideen auf, und auf diese Weise werden Längen geschickt umschifft, selbst wenn die Band mal improvisiert („Rising“). Füller kann ich nicht ausmachen, dafür aber eine Menge starker Stücke, die zudem in ein angemessen transparentes und angenehm natürliches Soundgewand gekleidet wurden: vom schweren „Dark Caves Of Our Mind“ über das lockere „Addicts“, das mitreißende „Lord Of Space And Time“, das bluesige „The Flood“ und das hintergründige Instrumental „Laggåsen“ bis hin zu „Alien Encounter“. Schonen bleibt also auch nach der Verrentung des alternden Kommissars Wallander ein gefährliches Pflaster. SKÅNSKA MORD umschiffen aber glücklicherweise allzu plumpe Gewalt, sondern sorgen für gekonnte Spannung.

25.09.2012

- Dreaming in Red -

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