Skálmöld - Sorgir

Review

Soundcheck Oktober 2018# 5 Galerie mit 17 Bildern: Skálmöld - Ýdalir Tour 2023 in Mannheim

„Sorgir“, zu Deutsch „Sorgen“ oder auch „Leid“, heißt das mittlerweile fünfte Album der Isländer SKÁLMÖLD. Schon der Titel verrät, dass sie damit einen ganz anderen Weg einschlagen als mit ihrem Vorgängeralbum „Vögguvísur Yggdrasils“, dessen Bedeutung „Yggdrasils Schlaflieder“ ist. Auch wenn der Name musikalisch natürlich nicht Programm ist, so ist jenes Album wohl insgesamt das zahmste in der Bandgeschichte von SKÁLMÖLD. Ganz anders wird das nun mit „Sorgir“. Im Sommer ließ Sänger Björgvin „Böbbi“ Sigurðsson schon verlauten, dass dieses Album um einiges düsterer werden würde und musikalisch fast schon zu den Wurzeln, nämlich „Baldur“ zurückkehrt. Nun, da uns die Scheibe vorliegt, kann man das so nur unterschreiben.

SKÁLMÖLD präsentieren den Folk subtil

Der Opener „Ljósið“ steigt direkt härter und mit einem schnellen Riff ein. Dazu gesellen sich alsbald bandtypische Elemente wie Böbbis kraftvolle Growls, Klargesang im Chor und vielschichtige Gitarren. Der Gitarrenstil, den die Band über die letzten Jahre herausgearbeitet hat, ist dabei unverkennbar. Dieser zeichnet sich nicht nur durch die Doppelleads aus, sondern auch durch zahlreiche, zum Teil in das Rhythmusgerüst eingebettete Details, die subtil den Folkeinschlag der Band unterstreichen. Ein wenig langsamer, dafür aber umso melodischer, geht es dann bei „Sverðið“, einer der beiden bisher veröffentlichten Singles, zu. Wer seine Erwartungen an „Sorgir“ an diesem Stück ausgerichtet hat, wird auf jeden Fall eine Überraschung erleben. Bis auf einige Ausnahmen sind nämlich sämtliche Songs deutlich härter.

Bild Skalmöld 2018 - Photo Credit Gupbi Hanneson

Skálmöld 2018 – Photo Credit Gupbi Hanneson

Es folgt der Song „Brúnin“. Der macht mit seinem fast old school wirkenden Riffing richtig Spaß und stellt sich so als einer der Anspieltipps auf dem Album heraus. Ein Hochgeschwindigkeitssolo aus der Feder und den Fingern von Leadklampfer Þráinn Árni Baldvinsson, ein weiteres Markenzeichen von SKÁLMÖLD, setzt dann noch die Kirsche obendrauf. Gleiches gilt für „Gangári“, das mit einem sehr coolen Solo mit rasantem Rhythmusunterbau besticht. Dafür muss man zwar bis zum Ende des Stücks warten, doch das lohnt sich. „Barnið“ und „Skotta“ hauen auch gut rein, wenn auch eher schleppend als schnell. „Skotta“ wartet tempotechnisch aber noch mit einer ziemlichen Überraschung auf.

Auf „Sorgir“ kommt das Beste zum Schluss

Eine Melodieoffensive starten SKÁLMÖLD dann mit den beiden letzten Songs auf „Sorgir“. Sowohl „Móri“ als auch „Mara“ sind recht lang und haben daher genügend Zeit, sich in aller Ruhe aufzubauen. Gerade diese Stücke haben es bei SKÁLMÖLD aber auch gerne richtig in sich, wie der geneigte Hörer spätestens seit „Kvaðning“ weiß. „Móri“ lullt einen mit verträumtem Frauengesang ein, nur um dann mit Geballer über einen herzufallen. „Mara“ ist eingängig, hat einen Teil zum Mitschunkeln, und fährt dann eine Melodie und ein Solo auf, die zusammen ganz große Emotionen auslösen. Beide Stücke sind so eine wahre Achterbahnfahrt, bei der man am Ende traurig ist, dass es schon vorbei ist.

Mehr zum Hintergrund von „Sorgir“, das thematisch in zwei lyrische Konzepte unterteilt ist, erfahrt ihr übrigens im SKÁLMÖLD-Interview mit Baldur Ragnarsson.

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05.10.2018

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1 Kommentar zu Skálmöld - Sorgir

  1. Lord Seriousface sagt:

    Sorgir gefällt mir sehr gut. „Sverðið“ hat Hitpotenzial, schlurft aber leider in der Mitte ein wenig zu lange im Kreis rum. Das Duett aus „Mori“ und „Mara“ zieht regelrecht epische Kreise, Letzteres baut so richtig schön Spannung auf…Takt um Takt ein neues Instrument, bis am Ende wieder aus allen Rohren gefeuert wird und sogar die Punkbeatkeule geschwungen wird. Sehr schön. Nicht zuletzt gehen die Songs einfach gut ins Ohr, und darauf kommt es doch an. Einzig am Sound störe ich mich ein wenig. Ich schätze zwar den ranzigen Gitarrensound, aber auf Sorgir ist’s ein wenig zu viel des Guten. Da kommt mir zu viel Frequenzbandsalat aus den Boxen, so dass man das Gute Stück kaum in der angemessenen Lautstärke hören kann, zumindest ohne Tinnitusattacken. Ein wenig mehr vom Sound auf „Með vættum“ wäre da angebracht gewesen.

    9/10