Six Feet Under - Torment

Review

SIX FEET UNDER werden wie gehabt mit „Torment“ den heutzutage digital verstärkten mauligen Dunst zu durchwaten haben, der auch METALLICA seit mindestens 25 Jahren um die Knöchel wabert. Daher hier schon einmal als kleiner Spoiler die Essenz der in den nächsten Tagen allerorten folgenden Kommentare:

„BARNES HALT DIE KLAPPE!!!!1 Hahaha imo einfach nur noch schlecht mit anderem Namen hätten die gar kein Vertrag hahaha! CC!“

Klar, der Vergleich ist in mehrfacher Hinsicht schief wie die THC-Theorien des guten Barnes. Aber der Fluch der großen frühen Werke und des damit einhergehenden Erfolges lastet auf Hetfield und seinen Kollegen ebenso wie auf SIX FEET UNDER.

Auf SIX FEET UNDER lastet ein Fluch

Es schadet also nicht, dem erneut mit ausgewechselter Band erschaffenen „Torment“ möglichst unbedarft zu begegnen. Und siehe da: Herzrasen stellt sich nicht ein, aber das zwölfte Album von Barnes‘ abermals – vgl. Rock’n’Rolf a.a.O. – neuer Band entwickelt insgesamt locker den notwendigen blutig-lässigen Drive, um die Eingeweihten bei der deformierten Stange zu halten.
Der Chef nuschelt seine charakteristischen Krümelmonster-Vocals zum Glück wie gehabt unverständlich in seinen Bart und verzichtet coolerweise in Gänze auf diese unsäglichen Pig-Squeals oder gar tatsächliche gesangliche Anwandlungen.
Und Jeff Hughell als neuer Songwriter verhilft „Torment“ zu einigen simpel-effektiven Attacken, die hängen bleiben. Das typische Midtempo-Riff nach dem Break in „Exploratory Homicide“ oder dasjenige nach dem Anlauf in „Slaughtered As They Slept“ gehören beispielsweise dazu. Oder die melodisch einprägsame Tonfolge im flotten „Schizomaniac“. Im eng gesteckten stilistischen Rahmen abwechslungsreich wird „Torment“ zudem sogar durch einige Blast-Beat-Einschübe – wobei über den Drum-Sound diskutieren mag, wer es braucht.

Aber „Torment“ bietet Handfestes fürs gesetztere Alter

Trotz dieser hektischen Anwandlungen, die wahlweise als Lichtblick oder Aktionismus aufgefasst werden können, bleibt als Fazit beruhigenderweise: SIX FEET UNDER garantieren auch mit „Torment“ passende Unterhaltung mindestens für die mental und moralisch Abseitigen etwas gesetzteren Alters. Für diejenigen, die sich beim Zerstückeln nichts mehr beweisen müssen. Die ein Blutbad auch mal entspannt nehmen wollen. Sollen doch die jungen Wilden sich am Wettkampf in den Eingeweiden weiden. In der zweiten Lebenshälfte gilt: Entbeinen im Akkord ist nicht mehr so’n geiler Mord. Denn lässig geht auch gehässig.

16.02.2017
Exit mobile version