Six Feet Under - Nightmares Of The Decomposed

Review

Es hätte mit einer Sensation gerechnet werden können. SIX FEET UNDER vereinigen sich nach 25 Jahren Trennung mit Chris Barnes‘ ehemaligem CANNIBAL-CORPSE-Kollegen Jack Owen und veröffentlicht mit “Nightmares Of The Decomposed” ein neues Album (Nummer 13 übrigens, alle vier “Graveyard Classics”-Teile ausgenommen), das keine verstümmelten Cover-Songs enthält. In einer idealen Welt hätten sich Owen und Barnes nicht eher aus ihrem Songwriting-Kabuff getraut, bis sie ein Album geschrieben hätten, das sämtliche Erinnerungen an ihre CANNIBAL-CORPSE-Vergangenheit im Pottrausch vergilben ließe.

SIX FEET UNDER: Mit verändertem Line-up zu alten Stärken?

Leider unterbricht auch “Nightmares Of The Decomposed” die zuletzt angelegte Serie von durchschnittlichen bis schwachen Veröffentlichungen der Kiffköppe nicht wirklich. Stattdessen warten SIX FEET UNDER mit zwölf Songs auf, die größtenteils entweder erschreckend vergessbar sind oder so renitent im Ohr hängen, dass es schon übergriffig ist. Sicher, stumpf war schon immer Trumpf im Hause SIX FEET UNDER und Chris Barnes‘ Texte werden in keinem vorstellbaren Leben mehr mit Wörtern wie ‘lyrisch’ oder ‘tiefsinnig’ in Verbindung gebracht. Die oft leidenschaftslose und unmotivierte Darbietung intensiviert jedoch fast durchgängig das Gefühl, während “Nightmares Of The Decomposed” etwas Besseres tun zu können.

Nun soll das ganze nicht so tönen, als wäre “Nightmares Of The Decomposed” die Katastrophe des Jahrhunderts. Es gibt durchaus unterhaltsame Momente oder gar Songs auf dem Album. Der wunderbar oldschoolig nach vorn rödelnde Opener “Amputator” (AUTOPSY anyone?) erzeugt eigentlich eine ganz solide Stimmung. Das schleppende “Migraine” und der herrlich schwedisch klingende Abschlusssong “Without Your Life” überzeugen ebenfalls. Dementgegen stehen aber ultra schludrige Nummern wie “Zodiac” oder die kompositorische und textliche Frechheit “Dead Girls Don’t Scream”.

Wenngleich Jack Owen immer noch ein passabler Gitarrist ist, so muss leider einfach gesagt werden, dass Chris Barnes‘ Stimme nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Mit seinen Leistungen zu CANNIBAL-CORPSE-Zeiten oder dem SIX-FEET-UNDER-Debüt “Haunted” kann er nicht im Geringsten mithalten. Es ist fast traurig, dabei zuzuhören, wie er in “Death Will Follow” oder “The Noose” dem Song hinterherhechelt oder sich gar an Pig Squeals versucht.

SIX FEET UNDER wissen mit “Nightmares Of The Decomposed” klar zu unterzeugen

Seien wir ehrlich, in der Bilanz ist das für verdingte Genre-Veteranen zu wenig. Zu oft hat man das Gefühl, Dienst nach Vorschrift zu hören. Zu oft hängt “Nightmares Of The Decomposed” einfach nur durch und ödet an. SIX FEET UNDER liefern zu wenig Mitreißendes und schaffen es nicht, wahre Begeisterung zu entfachen. Daher ist das neue Album von Barnes & Co. leider nur absolute Durchschnittskost.

26.09.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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