SISTER SIN sind zwar alles andere als Senkrechtstarter, wenn man die internationale (Glam-) Metal-Szene betrachtet. Allerdings gehen Frontfrau Liv Jagrell und ihre Männer ihren Weg seit jeher konsequent fort. Nach vielen Touren mit u.a. U.D.O., MOTÖRHEAD, DORO, ARCH ENEMY oder WALLS OF JERICHO haben sich SISTER SIN einen Ruf als vorzügliche Liveband erarbeitet und auch die Albumverkäufe sind stetig gestiegen. Kein Wunder, dass Victory Records das vergriffene Debütalbum „Dance Of The Wicked“ der Band, veredelt mit einigen Bonustracks, nun wieder in die Läden stellt.
Das 2003 erschienene Werk zeigt ein hungrige Band, die zwar schon eine Idee von ihrem finalen Sound, wie etwa auf ihrem letzten Album „Now And Forever“, hat, aber sich in der Momentaufnahme des Debüts noch ganz klar in der Orientierungsphase befindet. Der Opener „Kiss The Sky“ dient hier als gutes Beispiel, denn die Stimme von Liv dominiert zwar auch hier schon den Song, klingt bei den Gesangsarrangements ebenso wie die Gitarrenriffs noch nicht zu hundert Prozent homogen. Die guten Ansätze ziehen sich durch das gesamte Album, der berühmte Gänsehauteffekt aber, den spätere Nummern wie „Beat ‚em Down“ erzeugen, will sich hier noch nicht so recht einstellen. Das ganze Album wirkt, als würde die Band mit angezogener Handbremse spielen und sich ob ihrer Fähigkeiten nicht ganz sicher sein. Das wichtige rotzige Element der Riffs ist hier zu sehr im Hintergrund und auch Liv Jagrell ziert sich auf „Dance Of The Wicked“ noch verstärkt auf das heutige Trademark zu setzen. Die Rockröhre kommt nur selten zum Zug und die Stücke werden primär von cleanen Vocals geprägt. Dadurch geht der Platte einiges an Aggressivität verloren. Ironisch dabei ist, dass die sich auf dem Album befindenden (Demo-) Bonustracks zum großen Teil genau diese Aggressivität versprühen („Writings On The Wall“).
Bandhistorisch betrachtet ist „Dance Of The Wicked“ vor allem für Neueinsteiger oder Fans, die noch nicht in Besitz der ersten Scheibe von SISTER SIN sind, eine interessante Sache. SISTER SIN stehen hier noch hörbar am Anfang und das Material ist noch nicht so zwingend wie auf späteren Veröffentlichungen der Band. Dadurch rutscht die Platte ins Mittelfeld ab, ist aber trotzdem nicht schlechter als das Gros der heutigen Glam-Metal Releases. Kein Muss, aber Genrefreunde dürfen ein Ohr riskieren.
Kommentare
Sag Deine Meinung!