SIRENIA haben wieder aufgeholt mit ihrem aktuellen Album „Perils of the Deep Blue„, besonders im direkten Vergleich zu den Vorgängern. Die Norweger punkten gesanglich deutlich mehr, zeigen sich dahingehend facettenreicher und schließen etwas zu alten Glanztaten auf. Nach dem stimmungsvollen Intro „Ducere Me In Lucem“, löst sich mit dem Opener das bange Hoffen in Wohlgefallen auf. Sängerin Ailyn schöpft ihr Potential deutlich besser aus und SIRENIA liefern mit dem folgenden „Seven Widows Weep„ einen satten Symphonic Metal Song, der kaum verbesserungswürdig ist und Lust auf das Album macht. Kräftiger, glockenklarer Gesang gepaart mit knarzigen Riffs, dramatische Chöre, kräftiges Dumming – besser kann man den reizvollen Kontrast kaum interpretieren.
Eine weitere schöne Facette zeigt der nächste Kracher „My Destiny Coming To Pass“, der seine Kraft komplett aus dem elegischen Gesang von Ailyn zieht und nicht ganz so brachial, aber nicht minder überzeugend und hart ist. Leider zieht sich diese Qualität nicht durch das komplette Album und SIRENIA kommen mit so manchem Ausfall um die Ecke. „Ditt Endelikt“ lässt mich heftig schmunzeln, der gehauchte und mutwillige erotische Sprechpart setzt dem Fremdschamfaktor die Krone auf, noch dazu ist das Stück leider alles andere als kreativ. Wenn man sich durch all den offensichtlichen Bombast gewühlt hat, ist „Perils of the Deep Blue“ leider nicht halb so atmosphärisch, wie es hätte sein können. „Stille Kom Dden“ nimmt mit über zwölf Minuten ordentlich Platz ein, nutzt die Zeit aber durchaus effektiv und wechselt gekonnt zwischen elegantem Gesang (norwegisch klingt echt schön!) und aufbauender Riffgewalt. Trotz Überlänge ein sehr ansprechender Song, der mich an alte Hits von LACRIMOSA („No Blind Eyes Can See“) erinnert.
Einige Riffattacken sind also durchaus amtlich und unterstreichen den Zusatz Metal im Genre, so manches Mal sind sie die helfende Hand, die SIRENIA aus dem Zuckersumpf zieht, kurz bevor der Headbanger sich angewidert abwenden muss. Häufig, das gehört leider zum Genre dazu, wird natürlich deutlich zuviel Pathos in die Arrangements gelegt und einige Songs kranken ordentlich daran. Zu platt, zu billig zu seelenlos und ganz besonders schade, da SIRENIA selbst bestätigen, dass es auch anders gehen kann.
Allerdings hat sich auch etwas Gefälligkeit eingeschlichen, eine gewisse Massentauglichkeit zeigt sich im ständig wiederholenden gleichen Muster von Stampfbeats, hart taktenden Gitarren und ähnlichen Songaufbauten. Da die Spieldauer mit über einer Stunde auch deutlich zu lange geraten ist, fällt dies leider im Verlauf der Platte immer mehr auf. Im Vergleich zu den schwächelnden Vorgängern, haben SIRENIA wieder an Qualität gewonnen und zu NIGHTWISH, EPICA und Co aufgeschlossen. Im Vergleich zu den Möglichkeiten weiß man, dass gerade Mastermind Morten Veland noch deutlich mehr auf dem Kasten hat und zu großen Teilen auf Nummer Sicher gegangen ist.
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