Sinner - Mask Of Sanity
Review
Nebenprojekte dienen meist entweder der künstlerischen Selbstverwirklichung oder dem Verbraten von Ideen, die den anderen Mitgliedern der Hauptband zu schlecht waren. Im Falle SINNER liegt der Fall etwas anders, denn erstens ist die Band viel älter als Mat SINNERs heutige Hauptband Primal Fear, und zweitens hatte die Band schon immer ein eigenes Profil, das auf „Mask Of Sanity“ sogar wieder deutlicher zum Tragen kommt als auf den letzten Scheiben. Kerniger Hardrock ist also wieder die Devise, was die Frage nach der Daseinsberechtigung von SINNER neben Primal Fear direkt ad absurdum führt.
Ehrlich gesagt gefällt mir die Scheibe sogar besser als die letzten Primal Fear-Outputs, die für meinen Geschmack zu gleichförmig und ausgelaugt wirkten. Mat und Band haben sich auf ihre Wurzeln besonnen und die Musik wieder zurück in die Achtziger katapultiert, in denen man Scheiben wie „Danger Zone“ auf die Menschheit losließ. Gleichzeitig treten aber auch die Thin Lizzy-Einflüsse viel stärker hervor. Wie als Beweis dafür ist mit dem Bonustrack ‚Baby Please Don’t Go‘ eine Coverversion der Band vertreten, die allerdings nicht mal annähernd so stark ausgefallen ist wie die Version von ‚The Sun Goes Down‘ auf dem „The Nature Of Evil“-Album.
Das eigene Material kann da oftmals deutlich mehr punkten, wie der eingängige Opener ‚The Other Side‘, das etwas kitschige, dafür aber sehr eingängige ‚The Sign‘, das treibende ‚Under The Gun‘ und das mit einem tollen Chorus und tonnenschwerem Riffing veredelte ‚Last Man Standing‘ beweisen. Herausragend ist jedoch nur eine Nummer, und das ist ‚Thunder Roar‘. Der Song basiert auf einem affengeilen Riff und freakigen Orgelparts und schaukelt sich zu einem schönen Ohrwurm auf.
Diesen Highlights gegenüber stehen jedoch auch einige schwächere Nummern, die teilweise etwas sehr schwülstig daher kommen. Da hätten vielleicht doch ein paar Pfunde mehr Härte und weniger flächige Keyboards gut getan.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Produktion vom Mastermind himself. Das Album klingt zweifelsohne fett und transparent, da kann man Mat keinen Vorwurf machen. Dafür klingen seit Jahren alle SINNER- und Primal Fear-Alben, die er (mit-)produziert, absolut gleich. Da würde sicherlich ein wenig frisches Blut in Form eines anderen Außenstehenden außer Achim Köhler gut tun.
Nichtsdestotrotz kann man hier von einem guten Album sprechen, dass sich Fans von erdigem Hardrock genau so zulegen können wie langjährige SINNER-Fans. Mir gefällt’s jedenfalls.