Silent Winter - Utopia
Review
Obwohl SILENT WINTER schon fast 30 Jahre existieren, begannen sie erst vor einigen Jahren für Furore zu sorgen. Dadurch, dass die Mannen um Gitarrero Kiriakos Balanos YouTube-Sensation Mike Livas am Gesang rekrutieren konnten, bekamen sie die nötige Power, ihr Debut „The Circles Of Hell“ zu realisieren. Da diese Scheibe eher einem Rohdiamanten glich, legten sie 2021 mit “Empire Of Sins“ nach und steigerten sich künstlerisch wie professionell. Obwohl beide Alben nicht perfekt waren, haben die Griechen Blut geleckt und wollen sich nun mit „Utopia“ als Institution im Bereich des Euro-Power Metal etablieren.
Ob es ihnen gelungen ist, erfahrt ihr in dieser Review!
Der falsche Eindruck von „Utopia“
„Hellstorm“ ist zwar ein guter Song, aber eine gleichzeitig sehr sichere Wahl als Single-Auskopplung. Man ist beinahe geneigt, „Utopia“ als typisches Baller-Metal Werk abzutun. Beinahe: Zwar ist auch ein SABATON-artiger Mid-Tempo-Stampfer wie „Hands Held High“ nicht von Klischees gefeilt, doch er beweist, dass die Band mehr auf den Kasten hat als einfach nur schnelle Double-Bass Nummern abzuliefern. Auch „Manifest Of God“ zeigt klare Kante und hindert die Platte daran, in die Welt der Einhörner und Kobolde abzudriften. Hier gibt es eine Gesangsperformance die ein wenig an VIRGIN STEELE-Mastermind David DeFeis erinnert und Screams, die sich wie Fleischhaken unter die Haut bohren. Beide Songs demonstrieren die unglaubliche große Reichweite von Mike Livas und den Skill von Gittarist Kiriakos Balanos.
Obwohl manche Keyboards etwas süßlich dahertönen, wissen die Griechen, wann es zu dick aufgetragen ist und fahren sie zurück, wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben. „Heart Is A Lonely Hunter“ zeigt eine Reife im Songwriting, die den beiden Alben davor etwas abgegangen ist. Diese „Reife“ zeigt sich auch darin, dass SILENT WINTER sich nicht auf Gimmicks verlassen und sich einzig alleine auf die Qualität von „Utopia“ ausruhen. Man sagt oft, dass das dritte Album einer Band wichtiger als das Debut ist: Wenn das der Wahrheit entspricht, sind SILENT WINTER auf einem guten Weg, zur Konstante auf europäischen Bühnen zu werden.
Die Zukunft des Metal
Wer wissen will, welche Persönlichkeiten der Metalszene in Zukunft gehypt werden, muss lediglich den YouTube-Kanal von Frontmann Mike Livas checken. Eine bessere Visitenkarte kann ein Musiker nämlich nicht haben. Seine Renditionen beliebter Metal-Klassiker sorgen zwar nicht für den großen Hype, zeigen aber deutlich, was er kann. Die relevante Zielgruppe wird jedenfalls direkt angesprochen. Der Reviewer gibt hier sein Indianerehrenwort, dass er in den kommenden Jahren durch die Decke gehen und fast jedem Metalfan ein Begriff sein wird.
Sogar eine eigentlich eher durchschnittliche Nummer wie „Silent Shadows“ wird durch seine Präsenz so sehr aufgepeppt, dass sie nicht weiter ins Gewicht fällt. SILENT WINTER wären niemals so schnell nach vorne gekommen, wenn Livas nicht seinen typischen Banshee-Charakter beigesteuert hätte. Dabei ist zu beachten, dass er trotzdem noch viel mehr drauf hat als der Power Metal-Stil erlaubt. Er stößt bisweilen sogar in äußerst tiefe Register vor und ist das, was man auf Englisch „The Full Package“ nennt. Einen talentierteren Gesangsprofi könnten sich SILENT WINTER also nicht mal backen, wenn sie es versucht hätten.
Utopie oder Dystopie?
Da „Utopia“ ein ziemlich konsistentes Album ist, ist es beim ersten Hören nicht leicht, Ausreißer auszumachen. Doch „Manifest Of God“ und „Heart is a Lonely Hunter“ sind so gut, dass sie das Album über den Durchschnitt pushen. SILENT WINTER klingen und sehen mittlerweile so aus, wie es eine tourende Band nun mal tun sollte. „Utopia“ ist zwar kein Meisterwerk, katapultiert die Griechen allerdings direkt auf dem Schirm der Power Metal-Fans. Eine höhere Wertung wird dadurch verhindert, dass es nicht noch mehr Mid-Tempo und stilistische Vielfalt zu hören gibt.
Da die Griechen das Privileg hatten, mit GAMMA RAY aufzutreten, stehen nun alle Türen offen. Etwas mehr JAG PANZER oder SAVAGE GRACE würde den Mannen zwar besser zu Gesicht stehen als noch mehr Einfluss von KAI HANSEN, doch „Utopia“ lässt seine die beiden Vorgänger trotzdem meilenweit hinter sich zurück.
Silent Winter - Utopia
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Power Metal |
Anzahl Songs | 9 |
Spieldauer | 47:39 |
Release | 22.11.2024 |
Label | No Remorse Records |
Trackliste | 1. We Burn the Future 2. Hellstorm 3. Hands Held High 4. Reign of the Tyrants 5. Manifest of God 6. Reborn 7. Heart Is a Lonely Hunter 8. Silent Shadows 9. Utopia |